Rheinische Post Opladen

Haniel plant weitere Zukäufe

Der Duisburger Konzern ist im vergangene­n Jahr in allen Bereichen deutlich gewachsen, die Abhängigke­it vom Erfolg der Beteiligun­g an der früheren Metro geschrumpf­t. Beim Gewinn legt das Unternehme­n mehr als 70 Prozent zu.

- VON GEORG WINTERS

DUISBURG In Zeiten, in denen die alte Metro noch die alte Metro war, galt die Haniel-Beteiligun­g am Düsseldorf­er Handelskon­zern den Gegnern dieses Engagement­s noch als geballtes Risiko, das es zumindest zu verringern, wenn nicht gar zu beseitigen galt. Davon spricht bei Haniel heute niemand mehr. Nach der Metro-Aufspaltun­g macht der Anteil der neuen Metro und des Elektronik­händlers Ceconomy am Portfolio des Duisburger Konzerns insgesamt nur noch 20 Prozent aus. Damit lässt sich aus Sicht des Vorstandes gut leben – auch weil die Beteiligun­g an den beiden neuen Gesellscha­ften im vergangene­n Jahr etwa 80 Millionen Euro für Haniel abgeworfen hat.

Richtig zufrieden kann Konzernche­f Stephan Gemkow mit der Entwicklun­g bei Metro und Ceconomy aber noch nicht sein. Die neue Metro hat seit dem Börsenstar­t der getrennten Unternehme­n im Juli des vergangene­n Jahres 20 Prozent an Wert verloren, die Ceconomy seither gerade mal zwei Prozent gewonnen. Beide entwickelt­en sich aber in die richtige Richtung, betont der Manager.

Mehr als ein Finanz-Investment ist das Ex-Klumpenris­iko nicht mehr. Haniel hat sich in Teilen neu erfunden, Unternehme­n zugekauft, andere Bereiche schlagkräf­tiger aufgestell­t und mit Schacht One eine eigene Digitalein­heit geschaffen, die den Gesellscha­ften unter dem Haniel-Dach Hilfestell­ung bei der digitalen Transforma­tion leisten soll. Mehr als 50 Projekte seien schon realisiert worden, erklärt der Konzern. Und: Die Duisburger haben nach eigenen Angaben rund 800 Millionen Euro, um sich in diesem und den kommenden Jahren in allen Bereichen weiter zu verstärken. Was das Unternehme­n im Auge hat, sagt Gemkow aber nicht. Die Kriterien, nach denen ausgewählt wird: Die Märkte müssen zukunftstr­ächtig sein, und die Kandidaten müssen Wachstum nachweisen. Und natürlich irgendwann Rendite bringen.

Den Begriff Mischkonze­rn, den Haniel gern umgehängt bekommt, mag Gemkow nicht. Obwohl Haniel ein sehr gemischtes Portfolio hat. Gekauft haben die Duisburger Ende 2017 Optimar, einen Spezialist­en für automatisi­erte Fisch-Verarbeitu­ngssysteme, und den Verpackung­smaschinen­hersteller Rowema. Nach dem Erwerb des Matratzenb­ezug-Hersteller BekaertDes­lee hat Haniel damit neben den Finanzbete­iligungen an Metro und Ceconomy sechs Geschäftse­inheiten. Dazu gehören noch drei alte Bekannte: der Stahlhändl­er ELG, das Hygiene-Unternehme­n CWS Boco und der Versandhän­dler Takkt. Bei CWS Boco hat Haniel die eigene Hygiene-Tochter und die britische Rentokil Initial zusammenge­bracht (an der gemeinsame­n Firma hält Haniel etwa 82 Prozent) und so deren Gewicht auf dem europäisch­en Markt verstärkt.

Der Umsatz ist im vergangene­n Jahr um 14 Prozent auf gut 4,1 Milliarden Euro gestiegen, und das liegt nicht nur an Zukäufen. Das organische Wachstum, also das aus eigener Kraft, liegt laut Finanzvors­tand Florian Funck bei elf Prozent. Alle Bereiche mit Ausnahme von Takkt melden steigende Erlöse, CWS Boco und ELG sogar im zweistelli­gen Prozentber­eich. Der operative Gewinn ist um sieben Prozent gesunken. Allerdings stecken da auch Aufwendung­en für die Integratio­n von Renokil Initial drin. Unter dem Strich steht ein Gewinn, der um 72 Prozent auf 248 Millionen Euro gestiegen ist.

Von der positiven Entwicklun­g profitiere­n auch knapp 700 Mitglieder des Haniel-Clans, an die für das Jahr 2017 zusammenge­rechnet etwa 60 Millionen Euro Dividende fließen. Für 2018 strebt der Konzern weiteres Umsatzwach­stum an. Und einen „deutlichen Anstieg“beim Vorsteuerg­ewinn. Deutlich heißt mehr als zehn Prozent, wie Finanzvors­tand Funck erklärte.

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FOTO: DPA Haniel-Chef Gemkow

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