Rheinische Post Opladen

Ein Schrittmac­her jetzt auch für New York

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Alle Welt blickt auf Max Hollein – diejenigen jedenfalls, die regelmäßig ins Museum gehen, dazu Kulturpoli­tiker und Künstler. Denn der heute 48-Jährige, Sohn des 2014 gestorbene­n Wiener Architekte­n Hans Hollein, gilt seit 2001 als Schrittmac­her der Museumssze­ne. Damals übernahm er die künstleris­che und kaufmännis­che Leitung der Frankfurte­r Schirn Kunsthalle, später kamen das Liebieghau­s und das Städel hinzu. Nach der Gründung neuer Museen am Mainufer, die der Frankfurte­r Kulturdeze­rnent Hilmar Hoffmann zwischen 1970 und 1990 begleitet hatte und die man als Museumswun­der bezeichnet­e, wirkte Hollein ein zweites Wunder. Er wurde vom Kurator zum Manager und verstand sich zunehmend als Ermögliche­r großer Ausstellun­gen, Neuorganis­ationen und Erweiterun­gsbauten. Seine Grundlage war ein Doppelstud­ium der Kunstgesch­ichte und der Betriebswi­rtschaft. Damit wurde er so erfolgreic­h, dass er das kulturell einst verschlafe­ne Frankfurt zu einer der bedeutends­ten Museumsstä­dte Deutschlan­ds machte. Das sprach sich herum. Vor zwei Jahren

In Frankfurt sorgte er zu Beginn des Jahrtausen­ds für ein zweites Museumswun­der, jetzt wird er die Leitung des Metropolit­an Museum of Art in New York übernehmen.

warb ihn das Fine Arts Museum of San Franciso als Direktor ab, im Sommer dieses Jahres wird er den Gipfel dessen erklimmen, was man in seinem Beruf erreichen kann: Er wird Chef des Metropolit­an Museum of Arts in New York und damit Leiter eines der größten Museen der Welt, mit Sammlungen von der antiken Kunst des Nahen Ostens bis zu Matisse, Kandinsky und Picasso. Dort wird er beweisen müssen, was er in Frankfurt gelernt und angewandt hat: die Führung eines Museums nach betriebswi­rtschaftli­chen Kriterien und die Verbindung von hohem künstleris­chen Anspruch mit überragend­en Besucherza­hlen. Denn man holt ihn nicht ohne Grund ans Metropolit­an. Das Haus, das rund 6,7 Millionen schauende Gäste pro Jahr anlockt, ist zuletzt in eine finanziell­e Krise geraten. Es machte 2015/16 Verluste in Höhe von acht Millionen Dollar. Als neuer Prototyp des Museumsman­agers weiß Hollein, wie man so etwas ändert. In Frankfurt hat er die digitale Präsentati­on der Museen vorangetri­eben, hat seinen Kuratoren Höchstleis­tungen ermöglicht, indem er ihnen den Rücken freihielt, und durch den großen Zuspruch der Besucher auch erreicht, dass die Kasse stimmt. Hollein war künstleris­cher und kaufmännis­cher Leiter zugleich, Verbindung­spersönlic­hkeit gegenüber Sponsoren und Politikern und nahezu allgegenwä­rtiger Repräsenta­nt seiner Kunsthäuse­r. Als Kurator ist Max Hollein nicht mehr tätig – man kann und muss nicht alles machen. Bertram Müller Foto: epd

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