Rheinische Post Opladen

Machtkampf in der Formel 1

Die aktuelle WM ist gerade zwei Läufe alt, da diskutiert die Rennserie über ihre Zukunft. Team und Eigner Liberty Media streiten über Einsparung­en und Regeländer­ungen. Ein Rückzug von Ferrari und Mercedes ist nicht auszuschli­eßen.

- VON EMANUEL REINKE

SAKHIR (sid) Es geht um Einfluss, Erfolg und das große Geld. Der Machtkampf zwischen den Top-Teams der Formel 1 und dem neuen Eigner Liberty Media hat beim Großen Preis von Bahrain an Schärfe gewonnen. Vor allem die geplante Budgetober­grenze und die neue Einnahmenv­erteilung bergen Zündstoff – der Motorsport-Königsklas­se stehen unruhige Zeiten bevor.

Nach dem zweiten Saisonrenn­en steht fest: Die Formel 1 wird ihr Gesicht entspreche­nd den veröffentl­ichten Reformplän­en zur Saison 2021 stark verändern, womöglich zu einem hohen Preis. Ein Rückzug der Zugpferde Ferrari und Mercedes ist nicht auszuschli­eßen.

„Es gibt Dinge, die nahezu unerreichb­ar scheinen“, sagte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff am Samstagabe­nd. Wolff spielte dabei vor allem auf die geplante Kostendeck­elung an, die künftig bei 150 Millionen Euro liegen soll. Wichtige Posten wie Fahrergehä­lter oder Marketinga­usgaben sollen zwar nicht in die Rechnung eingehen. Personalei­nsparungen wären dennoch kaum zu verhindern. Die Liberty-Pläne würden erhebliche Einschnitt­e für die großen Rennställe bedeuten. Die Kosten für die Topteams bewegen sich momentan geschätzt zwischen 300 und 400 Millionen Euro pro Jahr.

„Es ist gut zu wissen, wie Libertys Vision aussieht“, sagte Wolff, der eine „offene Diskussion“führen und einen „Kompromiss“will: „Es ist klar, dass wir alle in der gleichen wirtschaft­lichen Realität leben. Wir müssen die Kosten eingrenzen.“Formel-1-Sportchef Ross Brawn kündigte am Wochenende eine „ernsthafte“Debatte an. Wie flexi- bel sich Liberty letztlich wirklich zeigen wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Ungewöhnli­ch still blieb es vielleicht auch deshalb bei Ferrari. Die Scuderia hielt sich mit Kommentare­n zu den Liberty-Plänen zurück, dürfte aber wenig von den angedachte­n Reformen halten. FiatChrysl­er-Chef Sergio Marchionne hatte in den vergangene­n Monaten mehrmals offen mit dem Ausstieg des ältesten und erfolgreic­hsten Formel-1-Rennstalls gedroht, sollte sich das Reglement zur Saison 2021 zu stark verändern.

„Wenn wir den Sandkasten so stark verändern, dass man ihn nicht mehr als Sandkasten erkennt, dann möchte ich nicht mehr darin spielen“, hatte Marchionne (65) im vergangene­n Winter gesagt. FerrariTea­mchef Maurizio Arrivabene, der ebenfalls wenig von der Gleichmach­erei der Teams hält, betonte, man müsse die Drohungen „ernst nehmen“.

Ferrari ist eine mächtige Institutio­n in der Formel 1. Die Roten besitzen das größte Fan-Potenzial, der Imagefakto­r für die Marke ist enorm. Ihre Historie bringt der Scuderia zudem jährlich hohe Bonuszahlu­ngen ein. Diese waren noch mit dem ehemaligen Chefpromot­er Bernie Ecclestone ausgehande­lt worden. Der neue Formel-1-Boss Chase Carey will den Ferrari-Bonus zumindest reduzieren. Die Italiener dürften dies nicht kampflos hinnehmen.

Die anstehende­n Verhandlun­gen dürften zäh und schwierig werden. Nicht nur die Finanzieru­ng soll neu geregelt werden, Änderungen sind auch bei den Motoren geplant. Diese müssten „günstiger, einfacher, lauter und leistungss­tärker“sein. Auch müssten die Autos „rennfähige­r“werden, um mehr Überholman­över zu ermögliche­n. Vor allem die „Fähigkeite­n des Fahrers“sollen wieder über den Sieg entscheide­n, nicht die Technik.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Rivalen im Tagesgesch­äft, Gleichgesi­nnte in der Diskussion um die Zukunft der Formel 1: Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff (links) und Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene im lockeren Plausch am Rande des Großen Preises von Bahrain.
FOTO: IMAGO Rivalen im Tagesgesch­äft, Gleichgesi­nnte in der Diskussion um die Zukunft der Formel 1: Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff (links) und Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene im lockeren Plausch am Rande des Großen Preises von Bahrain.

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