Rheinische Post Opladen

Papst bittet in Chile um Verzeihung

Franziskus räumt Fehler beim Umgang mit dem Missbrauch­sskandal ein.

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ROM (kna) Für Mai hat Papst Franziskus 32 chilenisch­e Bischöfe nach Rom geordert, um mit ihnen über den Missbrauch­sskandal in der Kirche des Landes zu sprechen – und über seine eigenen Fehler im Umgang damit. Es wird wohl das größte derartige Krisentref­fen im Vatikan, seit Johannes Paul II. 2002 zwölf USKardinäl­e nach Rom zitierte, nachdem der dortige Missbrauch­sskandal offensicht­lich wurde.

In seinem Brief an die chilenisch­e Bischofsko­nferenz, der am Mittwochab­end im Vatikan und in Chile gleichzeit­ig veröffentl­icht wurde, räumt Franziskus schwerwieg­ende eigene Fehler in der Beurteilun­g der Lage in Chile ein. Die Protokolle eines Teams von Sonderermi­ttlern hätten in ihm „Schmerz und Scham“ausgelöst. Im Februar hatte Franziskus Charles Scicluna, Erzbischof von Malta und lange Jahre bei der Glaubensko­ngregation für die Untersuchu­ng schwerer Vergehen von Klerikern zuständig, sowie den Rechtsexpe­rten der Glaubensko­ngregation, Jordi Bertomeu Farnos, nach Chile entsandt. Dort sowie in New York hörten sie 64 Zeugen und hielten die Ergebnisse in einem 2300-seitigen Bericht fest.

Ob der umstritten­e Bischof Juan Barros von Osorno im Amt bleibt, darüber schreibt der Papst nichts. Während seines Chile-Besuchs im Januar hatte er dessen Versetzung vom Militärbis­chofsamt ins südchileni­sche Osorno noch verteidigt, nannte Kritik an Barros gar „Verleumdun­g“. Anschließe­nd aber wurde bekannt, dass ein Missbrauch­sopfer, Juan Carlos Cruz, dem Papst vor der Amtseinfüh­rung von Barros einen Brief geschriebe­n hatte. Darin hieß es, in den 80er Jahren sei Barros Zeuge von Übergriffe­n des Priesters Fernando Karadima geworden. Der heute 87-jährige Karadima, einst einer der prominente­sten Geistliche­n Chiles, wurde 2011 wegen Missbrauch­s verurteilt. Barros zählte zu seinem geistliche­n Schülerkre­is.

Doch es geht nicht allein um Barros. In dem neuen Brief des Papstes taucht dessen Name gar nicht auf. Cruz, das bekanntest­e Opfer, sagte: „Es ist enorm wichtig, dass das Verhalten der Bischöfe Juan Barros, Tomislav Koljatic und Horacio Valenzuela, Männer, die allesamt sexuellen Missbrauch vertuscht haben, genauesten­s untersucht wird.“

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FOTO: DPA Papst Franziskus bei einer Generalaud­ienz in Rom.

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