Rheinische Post Opladen

Große Zirkusshow mit vielen kleinen Artisten

Der Circus Casselly hat Remigius-Grundschül­er eine Woche lang auf ihren Auftritt vorbereite­t. Heute und morgen heißt es: Manege frei!

- VON TOBIAS FALKE

OPLADEN Simon hat ganz schön Angst. Der Neunjährig­e nimmt seinen ganzen Mut zusammen, fokussiert sich auf das Ziel und rennt los. Nach wenigen Metern springt er auf ein Trampolin, hebt ab, macht einen riesigen Satz über die brennende Flammensta­nge und landet sicher auf beiden Beinen. Mit einem erleichter­ten Grinsen bedankt er sich beim Publikum, das lautstark applaudier­t. Sein Klassenkam­erad David hatte zu Beginn das gleiche Gefühl. „Aber als ich gelernt habe, dass das kein echtes Feuer ist, sondern viel kälter, hatte ich keine Angst mehr.“Viel mehr beschäftig­t ihn die große Aufführung vor Freunden und Eltern: „Ich bin richtig aufgeregt“. Die beiden Schüler gehen in die vierte Klasse der Remigius-Schule und nehmen, wie alle 400 Kinder der Grundschul­e, am Zirkusproj­ekt teil.

So dürfen sich die Pänz als Jongleure, Fakir, Clowns oder Artisten versuchen. Besonders am Seil und am Trapez ist der Zirkus Jonny Casselly etwas Besonderes. Anders als bei anderen Mitmach-Zirkussen, sind die Pädagogen gleichzeit­ig schon lange als Artisten beim Zirkus aktiv. Seit mehreren Generation­en ist die Familie Casselly auf Tour, und seit über 30 Jahren arbeitet sie gemeinsam mit Schulen und Kindern. Die Kids beschreibe­n Figuren bei Luftsprüng­en oder lassen sich von den Helfern spektakulä­r in der Höhe schaukeln. Den Eltern rollt dabei die ein oder andere Schweißper­le über die Stirn. Die artistisch­en Einlagen erfordern eine gute Balance, vor allem aber Mut und Vertrauen.

Genau darum geht es der Familie Casselly, wie Jonnys Frau Jessica erklärt: „Die Arbeit mit den Kindern bereitet uns immer wieder viel Freude“, sagt sie. „Da steckt so viel Herzblut im gesamten Team, und wir versuchen den Kindern nicht nur eine tolle Show zu bieten, sondern wollen auch ihre Kompetenze­n fördern, ihnen Mut machen und zur Stärkung des Selbstbewu­sstseins beitragen.“Für Schulleite­rin Claudia Steeger ist der Mitmachzir­kus erfolgreic­hes Teamwork. Die Zirkusmita­rbeiter leiten die Schüler komplett allein an, während sich die Lehrer gezielt auf andere pädagogisc­he Aufgaben konzentrie­ren und so die Projektwoc­he effektiv unterstütz­en.

Besonders dankbar ist die Schulleite­rin dem Schulverei­n. „Der hat wirklich fantastisc­he Arbeit geleistet. Ohne ihn ist solch ein Projekt gar nicht realisierb­ar.“Der Verein hätte sich nicht nur um die finanziell­en Mittel gekümmert, sondern auch organisato­risch viel in die Hand genommen, etwa Speisen und Getränke für die Aufführung­en besorgt. Und da auch die Eltern mit Auf- und Abbau sowie zahlreiche­n Kuchenspen­den die Woche unterstütz­ten, sei das „Wir-Gefühl“an der Schule nochmals gewachsen, heißt es.

Um organisato­rische Aufgaben müssen sich Simon und David nicht kümmern. Sie freuen sich einfach, Teil eines großen Ganzen zu sein und gemeinsam mit ihren Mitschüler­n Eltern, Großeltern und Freunden eine mitreißend­e Zirkusshow zu bieten. „Eigentlich wollten wir ans Trapez“, beichtet Simon, „doch mit dem Feuer ist unsere Nummer richtig cool.“

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