Rheinische Post Opladen

Nicht nur ein Reparaturb­etrieb sein

Der neue Leiter der Arbeitsage­ntur Bergisch Gladbach hat neben den Arbeitssuc­henden auch die Firmen im Blick.

- VON BERND ROSENBAUM

RHEIN-BERG Marcus Weichert leitet seit dem 1. April die Arbeitsage­ntur Bergisch Gladbach. Gleichzeit­ig ist er noch Chef der Agentur in Hagen. Bis dort ein Nachfolger für ihn gefunden ist, ist er für beide Ämter zuständig. Mit unserer Redaktion hat er über seine Ziele mit der Agentur für Arbeit und über seinen bisherigen berufliche­n Werdegang gesprochen.

Wie bewältigen Sie diese Doppelbela­stung?

WEICHERT Ich bin abwechseln­d zwei Tage in Hagen und zwei Tage in Bergisch Gladbach und den fünften Tag je nach Bedarf dort oder hier. Mit dem Auto brauche ich zwischen 45 und 90 Minuten für eine Strecke. Allerdings wohne ich nach wie vor in Berlin und bin dort ungefähr jedes zweite Wochenende. Ich führe also mit meiner Frau eine Wochenendb­eziehung. Die ist auch berufstäti­g und arbeitet als Verwaltung­sleiterin an einem Berliner Gymnasium.

Sie haben schon einmal zwei Jahre in Köln verbracht. Wie kam das?

WEICHERT Nach meiner Bankkaufma­nnlehre habe ich beim GerlingKon­zern angefangen, erst in Berlin, später dann am Firmensitz in Köln am Friesenpla­tz. Aus dieser Zeit habe ich noch ein paar Freunde in der Gegend wohnen, die ich nun hoffentlic­h wieder öfter mal besuchen kann. Zudem hat mein Vater früher einmal bei Bayer in Leverkusen gearbeitet und wir haben noch Verwandte hier, unter anderem in Opladen.

Wie ging’s danach beruflich weiter?

WEICHERT Ich habe für eine große Berliner Außenwerbu­ngsfirma gearbeitet und Stadtmöbli­erungsproj­ekte geleitet, unter anderem in Moskau, St. Petersburg und in der Türkei. 2003 wechselte ich zu einer Unternehme­nsberatung und bis 2013 war ich für ein Forschungs­unternehme­n im Bereich Biotechnol­ogie tätig.

Wie sind Sie nach diesen verschiede­nen Stationen in der freien Wirtschaft ausgerechn­et zur Agentur für Arbeit gekommen?

WEICHERT Ich habe mich immer schon gern ehrenamtli­ch engagiert, unter anderem im Rotary Club, und ich setze mich gerne für Menschen ein. Beruflich gibt es da nicht so viele Optionen. Ich habe dann eine Stellenaus­schreibung bei der Agentur für Arbeit gesehen und das hat mich interessie­rt. Allerdings habe ich meine Vorurteile in Bezug auf Jobs in der öffentlich­en Verwaltung schnell revidieren müssen. Sogar das Assessment-Center, das ich durchlaufe­n musste, war ähnlich anspruchsv­oll wie in der freien Wirtschaft.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Agentur für Arbeit?

WEICHERT Ich bin der Überzeugun­g, dass nicht nur die arbeitsuch­enden Menschen unsere Kunden sind, sondern auch die Unternehme­n. Gerade beim anstehende­n digitalen Wandel können wir Firmen beraten und ihnen vielleicht sogar schon Hilfestell­ungen geben, noch bevor sie Mitarbeite­r entlassen müssen. Wir sollten nicht nur ein Reparaturb­etrieb sein. Wir haben schließlic­h den Überblick über die Berufsbild­er. Manchmal kann es sinnvoller sein, bestehende Mitarbeite­r zu schulen und sie beim Wandel mitzunehme­n, statt sie zu entlassen und andere neu einzustell­en. Für die Menschen sollten wir eine lebensbegl­eitende Berufsbera­tung etablieren. Beispiel: Im Moment werden händeringe­nd Lokführer im öffentlich­en Nahverkehr gesucht. Es kann sinnvoll sein, Arbeitsuch­ende nun dazu auszubilde­n, doch man sollte sich bewusst sein, dass in zehn oder 15 Jahren viele Bahnen im ÖPNV möglicherw­eise fahrerlos betrieben werden. Darauf sollte man sich einstellen. Ein Sprichwort sagt: „Das Glück bevorzugt den, der vorbereite­t ist.“Ich denke, da ist etwas dran.

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ROSENBAUM FOTO: B. Marcus Weichert leitet seit Anfang April die Arbeitsage­ntur Bergisch Gladbach.

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