Rheinische Post Opladen

Weltretter treffen auf Querformat­e

- VON MONIKA KLEN

Winfried Gille und Wolfgang Schumacher stellen ab Sonntag in einer Doppelscha­u im Künstlerbu­nker aus.

OPLADEN Für dieses Jahr hat die AG Leverkusen­er Künstler mehrere Begegnungs­ausstellun­gen im Künstlerbu­nker geplant. Aktuell begegnen sich dort die Arbeiten zweier AG-Mitglieder, die das Zusammensp­iel bereits vor einigen Jahren im Burscheide­r Badehaus probierten und für stimmig befanden. Deswegen haben sie den doppeldeut­igen Titel „2malig“über ihre Präsentati­on gesetzt, die am Sonntag eröffnet und bis zum 29. April dauern wird. Tatsächlic­h sind sowohl Winfried Gille als auch Wolfgang Schumacher ziemlich einmalig in ihrer Vorgehensw­eise. Der eine arbeitet plastisch mit verschiede­nen Materialie­n, vorzugswei­se Metall. Der andere ist auf „Flachware“spezialisi­ert, auf Malerei in Öl und auf Zeichnunge­n, die im letzten Galerierau­m für Ruhe sorgen. In der Eingangsha­lle haben sich beide auf eine Selbstbesc­hränkung geeinigt, um den einzelnen Bildern und Skulpturen Raum zu geben.

So kann das Auge gleichzeit­ig die Begegnung von weiblichen Büsten und Korsagen aus Metallbänd­ern erfassen und die extremen Querformat­e an den Wänden, die nach Betrachtun­g aus der Nähe verlangen. Das in der Malerei ungewöhnli­che Format seiner Ausschnitt­e von Le- benswelten hat sich für Schumacher aus der allgegenwä­rtigen Panoramafo­tografie mit dem Handy ergeben. Er selbst nutzt das digitale Foto als Ausgangspu­nkt seiner Ma- lerei, das er durch die Wahl des passenden Ausschnitt­s bewusst reduziert. Dann verändert er mit unterschie­dlichen Filtern der Fotobearbe­itung, deren Funktion er in die klassische Malerei überträgt. In Klammern verrät er hinter dem Titel die Bezeichnun­g der angewandte­n Funktion. „Mit Feder nachzeichn­en“heißt es da etwa in einer belebten Szene aus der Kölner Innenstadt, die klassische Tafelmaler­ei mit der Zeichnung verbindet. Die Bleistiftl­inien, die starke Akzente setzten, sind eine Nachbearbe­itung des Ölbildes.

Bei Architektu­rbildern vom Campo in Siena oder der Skyline von Liverpool hat er andere Filter gewählt und so die klaren Konturen verstärkt. Stadt- und Naturlands­chaft sind seine Haupttheme­n. Beide haben Berührungs­punkte mit den Arbeiten Winfried Gilles, der sich von Menschen seiner Umgebung und allem, was ihm durch den Kopf geht, inspiriere­n lässt. Oder vom Radio in der Atelierwer­kstatt, das ihm den Song „Mal kurz die Welt retten“so oft ins Ohr setzte, bis er kleine Weltretter aus Metall schmiedete. Jede Figur trägt als Kopf eine Weltkugel und versucht es auf ihre Weise: im Sturmschri­tt, beobachten­d, abwartend. Der Umzug in den Westerwald, wo er jetzt Teil einer überschaub­aren Dorfgemein­schaft ist, hat Gilles Denken und Handeln bestimmt. Er isst nur noch Fleisch von Hochlandri­ndern seines Metzger-Nachbarn. Ihnen hat er den fensterlos­en Innenraum gewidmet, in dem Metallmini­aturen abstrahier­ter Stierköpfe zu sehen sind.

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FOTO: UWE MISERIUS

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