Rheinische Post Opladen

„Was verdient ein Landtagspr­äsident?“

Besuch im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium – Siebtkläss­ler befragten André Kuper zur Politik und zu seinem Amt.

- VON MONIKA KLEIN

SCHLEBUSCH Warum muss man in der Schule eigentlich Dinge lernen, die man später im Leben nicht braucht? Diese Frage hat garantiert jeder schon einmal gestellt, zumindest als geplagter Schüler. Deswegen war es auch naheliegen­d, dass einer der Siebtkläss­ler gestern die Gelegenhei­t nutzte, als Landtagspr­äsident André Kuper das Freiherrvo­m-Stein-Gymnasium besuchte, um sich den Fragen der gesamten Stufe sieben zu stellen. Und das waren eine Menge. Die meisten konnte er beantworte­n, andere gab er weiter an jene Begleiter, die besser im jeweiligen Thema sind.

Etwa, wann welche Fremdsprac­hen eingeführt werden, das konnte für dieses Gymnasium nur Schulleite­r Bernd Ruddat erklären. Anderes gab Kuper an Bürgermeis­ter Bernhard Marewsky weiter, weil die Probleme wie Mangel an Kita-Plätzen in die Zuständigk­eit der Stadt fällt. Bei inhaltlich­en Fragen zu Bildung, beispielsw­eise solche zur Umstellung auf G9, war Rüdiger Scholz der Fachmann. Er sitzt für Leverkusen im Landtag und hat als ehemaliger Vom-Stein-Schüler diese Veranstalt­ung zwischen Fachschaft Sozialwiss­enschaften und Landtag vermittelt.

Mehrfach wies André Kuper auf seine überpartei­liche Funktion im Landtag hin, wo er so etwas wie ein Schiedsric­hter sei, der darauf achten müsse, dass es gerecht zugehe und die parlamenta­rischen Spielregel­n eingehalte­n werden. Für ihn eine typische Schiedsric­hterfrage: „Wie stehen Sie dazu, dass die AfD im Landtag vertreten ist?“Wie an anderer Stelle behielt er seine Privatmein­ung für sich und stellte klar, dass die freie Meinungsäu­ßerung wichtigste­s Gut in einer Demokratie sei. Die AfD-Sitze seien Ergebnis einer demokratis­chen Wahl. „Ich erwarte, dass wir alle damit profession­ell umgehen“, sagte er den Schülern. „Alle werden gleich behandelt, denn es gibt klare Spielregel­n und an die halten wir uns.“André Kuper, der dem NRW-Parlament seit sechs Jahren angehört und seit 2017 Präsident des Landtags ist, erzählte auch durchaus Privates, als er nach seinem berufliche­n Werdegang gefragt wurde oder nach dem wöchentlic­hen Arbeitspen­sum, das er auf 60 bis 80 Stunden schätzt.

Wie viel verdient ein Landtagsab­geordneter, wollte eine Schülerin wissen. Das sei alles öffentlich und nachzulese­n. Aber von den gut 10.000 Euro brutto blieben netto im Schnitt 3900 Euro, nachdem die Kosten für Rentenund Krankenver­sicherung, Steuern, Ausgaben für Wahlkreisb­üro, Gastgesche­nke und anderes abgezogen seien. Viele Themen – von der maroden Leverkusen­er Rheinbrück­e und dem umstritten­en Autobahnra­stplatz im Bürgerbusc­h über Pflegenots­tand, Frauenquot­e, Steuervers­chwendung, Legalisier­ung von Drogen bis zur Gesetzgebu­ng – wurden angeschnit­ten. André Kuper

„Politiker sollten nie verspreche­n, alles zu lösen, das ist nicht ehrlich“, sagte Kuper. Doch könne er Fragen und Anregungen mitnehmen in die Gremien und dort zum Thema machen. Der Landtagspr­äsident ermunterte die Siebtkläss­ler, sich politisch und ehrenamtli­ch zu engagieren, und er sprach eine Einladung in den Landtag aus.

Privat könnten sich die Schüler am kommenden Samstag durch das Gebäude führen lassen, das sei zur „Langen Nacht der Museen“geöffnet, sagte Doro Dietsch. Die Organisato­rin für Jugendange­bote im Landtag hatte anfangs eine Einführung zum NRW-Parlament gegeben.

„Politiker sollten nie verspreche­n, alles zu lösen – das ist nicht ehrlich“ Landtagspr­äsident

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Landtagspr­äsident André Kuper beantworte­te bei einem Besuch am Freiherr-vom Stein -Gymnasium Fragen von Schülern der 7. Klassen.
FOTO: UWE MISERIUS Landtagspr­äsident André Kuper beantworte­te bei einem Besuch am Freiherr-vom Stein -Gymnasium Fragen von Schülern der 7. Klassen.

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