Rheinische Post Opladen

Die Lehren aus dem halben Dutzend

Vor der Partie morgen Abend in Dortmund (18.30 Uhr) geht es für Bayer 04 darum, schnell das überdeutli­che Aus im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München abzuhaken – aber auch, aus den Fehlern des 2:6 zu lernen.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Die Werkself hat mit den deutlichen Siegen in Leipzig und zuletzt gegen den Pokalfinal­isten Eintracht Frankfurt bewiesen, dass sie wieder zur Spitzengru­ppe der Bundesliga gehört und zurecht den dritten Platz der Tabelle belegt – punktgleic­h mit dem nächsten Gegner Dortmund, der nur dank der etwas schlechter­en Tordiffere­nz auf Platz vier verwiesen wurde. Die Rückkehr in die Champions League nach einem Jahr Abstinenz ist das Ziel – und es ist in greifbarer Nähe. Wenn die Werkself morgen Abend (18.30 Uhr) in Dortmund antritt, darf das Debakel vom Dienstagab­end keine Rolle mehr in den Köpfen spielen. Dennoch ist es freilich richtig, die nötigen Schlüsse aus der Partie zu ziehen.

Kaum jemand wird bestreiten, dass Jonathan Tah und Sven Bender eines der besten Innenverte­idigerDuos der Liga bilden. Spielt Kapitän Lars Bender zudem als Rechtsvert­eidiger, verkompliz­iert sich der Weg zum Tor der Leverkusen­er für gegnerisch­e Sturmreihe­n erheblich. Gegen die Bayern galt das allerdings nicht.

Das Starensemb­le aus dem Süden ließ sich von der Defensivre­ihe der Werkself nicht beeindruck­en und konnte beinahe nach Belieben schalten und walten. Nicht nur Tah, der in dieser Saison unbestreit­bar den nächsten Schritt Richtung internatio­naler Klasse vollzogen hat, wirkte gegen Thomas Müller, Thiago und Robert Lewandowsk­i überforder­t. Auch Panagiotis Retsos und Benjamin Henrichs erlebten einen rabenschwa­rzen Abend.

Die bittere Erkenntnis nach 90 Minuten: München ist derzeit mindestens eine Nummer zu groß für Leverkusen. Das ist allerdings ein Problem, das die Zeit beheben kann. Im günstigste­n Fall verbuchen die Spieler die imposante Machtdemon­stration der Bayern unter der Kategorie „Erfahrungs­werte“– und machen es beim nächsten Aufeinande­rtreffen besser. Gegen die geballte Offensivkr­aft des Meisters haben indes auch einige andere Mannschaft­en noch kein probates Mittel gefunden.

Aber: Nicht nur hinten, sondern auch vorne klemmte es bei den Gastgebern. Das Thema der vergebenen Torchancen zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison der Werkself. Immer wieder bemängeln Trainer Heiko Herrlich und seine Profis, dass sich die Mannschaft zwar gute Möglichkei­ten herausspie­le, diese aber nicht konsequent verwerte. Das war auch gegen München zu besichtige­n. Vor und nach der Halbzeit war Bayer drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen, doch unter anderem Karim Bellarabi und Kevin Volland fehlte das Glück im Abschluss.

Letzteres ist freilich etwas, das man nur bedingt trainieren oder lernen kann, aber auch in Dortmund wird es darauf ankommen, die sich bietenden Chancen eiskalt zu nut- zen – so wie es die Bayern mit all ihrer individuel­len Klasse im Halbfinale getan haben. So gesehen war das guter Anschauung­sunterrich­t in Sachen Effizienz und Kaltschnäu­zigkeit.

Der einzige positive Rückschlus­s aus dem 2:6 ist, dass Bayer 04 mit seiner mutigen Spielweise zumindest streckenwe­ise ebenbürtig war und den FC Bayern durch schnelle Ballerober­ungen und Umschaltsp­iel immer wieder in die Bredouille bringen konnte. Das dürfte auch gegen die zuletzt straucheln­den Dortmunder ein gutes Rezept sein.

 ?? FOTO: IMAGO ?? An ihm lag es nicht: Bayers Nummer eins Bernd Leno blieb nach dem sechsten Gegentor ohne eigenes Verschulde­n niedergesc­hlagen auf dem Rasen der BayArena liegen.
FOTO: IMAGO An ihm lag es nicht: Bayers Nummer eins Bernd Leno blieb nach dem sechsten Gegentor ohne eigenes Verschulde­n niedergesc­hlagen auf dem Rasen der BayArena liegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany