Rheinische Post Opladen

Merkels Frau fürs Digitale

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Sie gehört seit Jahren zu den einflussre­ichsten Beratern im Regierungs­viertel. Nun wird sie noch mehr Gewicht bekommen: Angela Merkels Medienbera­terin Eva Christians­en steigt zur Abteilungs­leiterin im Kanzleramt für Politische Planung, Innovation und Digitalpol­itik auf. Eine Nachricht, die Nachfragen zur Hackordnun­g im Kanzleramt produziert.

In der Phase der Koalitions­verhandlun­gen und der Regierungs­bildung hatten Merkel und Kanzleramt­sminister Helge Braun mehrfach angekündig­t, die Koordinati­on für Digitalisi­erung ins Kanzleramt zu ziehen. Zugleich setzte die CSU durch, dass sie mit Staatsmini­sterin Dorothee Bär ihr Aushängesc­hild für Digitales ebenfalls im Kanzleramt verankert. Als Gegengewic­ht zu Bär oder gar als Affront gegen Seehofer sieht man dort die neue Abteilung nicht. Diese Konstellat­ion sei vielmehr von Anfang geplant gewe-

Der Aufstieg der Medienbera­terin zur Abteilungs­leiterin im Kanzleramt wirft die alte Frage der Rivalität zwischen CDU und CSU wieder auf.

sen. Digitalsta­atsministe­rin Bär bezeichnet die noch im Aufbau befindlich­e neue Abteilung, die künftig 20 Mitarbeite­r und fünf Referate haben soll, als „Arbeitsmus­kel“. Doch das Gehirn, das diesen Arbeitsmus­kel in Bewegung setzt, ist dann doch der Chef des Kanzleramt­s, Helge Braun, und nicht die Digitalmin­isterin, die nur den Rang einer Staatssekr­etärin hat. Bär wird das Thema weiter nach außen präsentier­en können – die Finger an der Schaltzent­rale hat sie allerdings nicht.

Seit 1998 gehört die 47-jährige Christians­en, die in Bonn Volkswirts­chaft studiert hat, zum engsten Mitarbeite­rkreis Merkels. Sie war immer für den Kontakt zu den und die Beratung über die Medien zuständig; zunächst als Parteispre­cherin der Generalsek­retärin Merkel, dann als Sprecherin der Opposition­sführerin Merkel in der Unionsfrak­tion. Seit dem Beginn von Merkels Kanzlersch­aft 2005 arbeitet auch sie – unterbroch­en von einer kurzen Babypause – ins Kanzleramt. Christians­en war auch Teil der ironisch als Girls-Camp bezeichnet­en Frauenmann­schaft Merkels, die deren erste Amtszeit stark bestimmte. Eva Quadbeck

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