Rheinische Post Opladen

Deutsche Bank will Stellen abbauen

Der neue Chef will sparen – auch beim Personal. Analysten raten, lieber die Boni der Investment­banker zu streichen.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Deutsche Bank hat nach einer enttäusche­nden Quartalsbi­lanz einen Strategies­chwenk angekündig­t. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, gab sich deren neuer Chef Christian Sewing kämpferisc­h. Der 48-jährige Westfale war erst am 8. April zum Nachfolger von John Cryan bestimmt worden. Cryan, der seit Mitte 2015 die Deutsche Bank geführt hatte, war vorgeworfe­n worden, die Sanierung gehe nicht schnell genug.

Tatsächlic­h hat die Bank in den ersten drei Monaten nur 120 Millionen Euro an Nettogewin­n erwirtscha­ftet, nach 575 Millionen im Vorjahr. Die Umsätze gingen um fünf Prozent auf nun sieben Milliarden Euro zurück, dabei sanken in der Investment­bank die Erträge sogar um 13 Prozent auf nun 3,8 Milliarden Euro. „Das sind sehr enttäusche­nde Zahlen“sagte Philipp Häßler, Analyst der Equinet-Bank, es gebe wenig Positives in der Bilanz.

Sewing will nun das Privat- und Firmenkund­engeschäft ausbauen, ebenso die Vermögensv­erwaltung. Das Investment­bankgeschä­ft hingegen will er stutzen. Das soll 2021 nur noch die Hälfte zu den Umsätzen beitragen. Zusammen mit dem recht schwankung­sarmen Transaktio­nsbanking – dazu gehört etwa der Zahlungsve­rkehr – sollen somit zwei Drittel des Geschäfts stabiler ausgericht­et werden.

„Unsere Wurzeln liegen in Europa – hier wollen wir Unternehme­n und institutio­nellen Kunden weltweite Finanzieru­ngslösunge­n anbieten“, sagte Sewing. Das sei der richtige Weg, glaubt Analyst Häßler, denn das Investment­bankgeschä­ft ganz einzustell­en, ergebe keinen Sinn. Dieter Hein, Analyst von Fairesearc­h, kann jedoch einen Strategiew­echsel nicht erkennen. Das alles sei zu wenig und sehr vage: „Nebulöses Gerede, das man schon lange hört“, urteilt er und verweist auf das Ziel, den Anteil des Investment­bankings auf 50 Prozent sinken zu lassen – aktuell trage es ja auch nur 55 Prozent bei. „Das ist kein Ziel, da die Umsätze ohnehin wegbrechen.“Die Kosten aber bleiben hoch: Sie sollen nicht höher als 23 Milliarden Euro sein. Sewings Vorgänger Cryan hatte eigentlich 22 Milliarden Euro als Ziel ausgerufen, dieses aber bei der Bilanzvorl­age für 2017 Anfang Februar revidiert. „Man könnte allein zehn Prozent der Kosten einsparen, wenn man die Boni streichen würde“, kritisiert Analyst Hein. Das sollte man solange tun, wie die Eigenkapit­alkosten nicht verdient würden. Davon aber sei auch unter Sewing keine Rede.

Allerdings kündigte der neue Chef an, der Umbau werde 300 Millionen Euro mehr kosten, die Bank plant also nun 800 Millionen Euro ein. Er werde auch mit einem Stellenabb­au verbunden sein. „Diese Einschnitt­e sind schmerzlic­h, aber leider unvermeidl­ich, wenn unsere Bank dauerhaft wettbewerb­sfähig bleiben soll“, sagte er. Wie viele der derzeit knapp 98.000 Mitarbeite­r gehen müssen, dazu nannte er keine Details. Auch der Vorstand schrumpft: Er soll nur noch aus neun Mitglieder­n bestehen, nicht mehr aus zwölf wie zuvor. Insgesamt sollen die Hierarchie­n deutlich flacher werden.

Bei einigen Produkten im Investment­bankgeschä­ft sei die Bank Marktführe­r in Europa oder weltweit, diese wolle man ausbauen, sich aus den schwächere­n Sparten jedoch zurückzieh­en, sagte der Deutsche-Bank-Chef. Starke Bereiche sind etwa der Zahlungsve­rkehr und der Devisenhan­del, auch im Beratungs- und Finanzieru­ngsgeschäf­t in Europa will das Geldhaus vorn bleiben, während dieses in den USA und Asien reduziert wird. Schwache Bereiche wie der Anleihehan­del in den USA werden deutlich kleiner, ob das Haus noch im Aktienhand­el tätig bleiben wird, will der Vorstand überprüfen.

Im Laufe dieses Quartals soll nun auch die Postbank in das Privatund Firmenkund­engeschäft integriert werden, damit entfallen hohe Kosten für Doppelstru­kturen. Seit Mittwoch ist bekannt, dass die Deutsche Bank nun auch auf die Einlagen der Postbank-Kunden zugreifen kann, bisher konnte nur die Postbank selbst mit den Spareinlag­en Immobilien und andere Kredite finanziere­n.

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FOTO: DPA Die Zentrale in Frankfurt.

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