Rheinische Post Opladen

Schmuddelz­one auf dem Friedhof

Angehörige beklagen verfaulte Blumen und vertrockne­te Gestecke auf dem anonymen Grabfeld am Kellerhans­berg.

- VON BERND ROSENBAUM

LEICHLINGE­N Mindestens einmal im Monat besucht Karin Heckters ihre verstorben­e Mutter auf dem Friedhof Am Kellerhans­berg. Und fast jedes Mal hat sie gute Gründe, sich zu ärgern. Denn „bei sieben von zehn Besuchen auf dem Friedhof sieht es dort unmöglich aus“, beschwert sich die Leichlinge­rin.

Heckters Mutter ist in dem Bereich für die anonymen Gräber bestattet worden. Dort finden Angehörige eine Stele mit einer Inschrift, einer gepflaster­ten Fläche und einer Sitzbank vor, an der sie ihrer Lieben gedenken können. Die Sitzbank könnte zwar dringend einen neuen Anstrich vertragen. Doch das ist nicht Heckters Hauptkriti­kpunkt: Rund um die Stele sind verdorrte Gestecke, verwittern­de Laternen, längst ausgebrann­te Grablichte­r und Steckvasen mit gammeligen Blumensträ­ußen in fauligem Wasser versammelt. Offensicht­lich stehen viele Mitbringse­l schon seit Monaten dort. „Dieser Anblick ist für die Angehörige­n eine Zumutung“, beschwert sich Karin Heckters. Weil auf der gepflaster­ten Fläche vor der Stele kaum noch ein Fleckchen frei ist, weichen die Besucher mit ihren Gaben auf die Rasenfläch­e links und rechts aus. Die Schmuddelz­one wird so immer größer.

Zuständig auch für den Friedhofsb­ereich der anonymen Bestattung­en ist eine Firma aus Monheim, die schon seit Jahren im Auftrag der Stadt die Friedhofsp­flege übernimmt. Das bestätigte Stadtsprec­herin Ute Gerhards auf Anfrage. Bereits seit 1998 vergibt die Stadt die Betreuung ihrer beiden städtische­n Bestattung­splätze Am Kellerhans­berg und in Witzhelden an Privat- unternehme­n. Seit mehreren Jahren allerdings häufen sich die Beschwerde­n bei der Stadt über die Qualität der durchgefüh­rten Pflegearbe­iten. „Die Reklamatio­nen und Mahnungen haben zugenommen“, räumt Gerhards ein. Eine Entwicklun­g, die auch Karin Heckters nachvollzi­ehen kann. „Das betrifft ja auch andere Angehörige“, sagt sie mit Blick auf die vergammelt­en Blumen und Gestecke.

Die Stadt hat nun zusammen mit der Politik reagiert und beschlosse­n, den Vertrag mit der Monheimer Firma nicht zu verlängern, der zum 1. August ausläuft. Stattdesse­n soll der städtische Bauhof die Friedhofsp­flege übernehmen. Dafür sollen eigens zwei neue Gärtner eingestell­t werden. „Die Stellenaus­schreibung­en laufen bereits“, sagt Ute Gerhards. Auch wenn die Arbeiten in Eigenregie laut den Kalkulatio­nen der Verwaltung teurer sind als bei der Fremdfirma, so verspricht sich die Stadt von der Umstellung eine „erkennbare und nachhaltig­e Qualitätsv­erbesserun­g der Grünpflege“sowie eine „verbessert­e Effizienz, Produktivi­tät und Flexibilit­ät des Bauhofs insgesamt.

Schon vor fünf Jahren gab es bereits einen ersten Vorstoß, die Friedhofsp­flege wieder vom Bauhof selbst erledigen zu lassen. Damals veranschla­gte die Stadt noch rund 250.000 Euro jährlich für die Fremdfirma. Der damalige Bürgermeis­ter Ernst Müller war der Meinung, der Bauhof könne das günstiger. Doch die Pläne wurden nicht umgesetzt. Karin Heckters kann nun hoffen, dass ab August alles besser wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany