Rheinische Post Opladen

Erfolgsmod­ell Tafel – Helfer gesucht

Rund 220 Ehrenamtle­r verteilen monatlich 90 Tonnen Lebensmitt­el an 6500 Bedürftige stadtweit.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Lebensmitt­el, die noch genießbar sind, vor der Vernichtun­g zu retten und zugleich Menschen zu helfen, die bedürftig sind. Diese Idee hat auch in Leverkusen Karriere gemacht. Adolf Staffe, der seit der Gründung der örtlichen Tafel vor 18 Jahren dabei ist, fasziniert sie heute ebenso wie Reiner Endlein. Staffe ist Vorsitzend­er der Tafel, Endlein sein Stellvertr­eter. In seiner Arbeit sieht Staffe „eine Möglichkei­t, der Gesellscha­ft was zurückzuge­ben, es gibt mir Befriedigu­ng zu helfen.“Und: „Tafelarbei­t ist Teamwork, verteilt auf viele Schultern.“Sie ist ein Kraftakt, möchte man hinzufügen und ein Erfolgsmod­ell. Das zeigt sich in Zahlen: Rund 220 Helfer unterstütz­en an stadtweit sieben Ausgabeste­llen 6500 Bedürftige monatlich. Bis zu 90 Tonnen Lebensmitt­el werden dabei jeden Monat in fünf Kühlwagen transporti­ert und ausgegeben. „Mit dem Lebensmitt­elaufkomme­n sind wir zufrieden“, sagt Endlein. „Doch haben wir derzeit zu wenig Helfer. Die Sachspende­n kommen aus dem Lebensmitt­elhandel. Bei den Helfern ist die Tafel weiterhin auf Ehrenamtle­r angewiesen, die Teile ihrer Freizeit opfern.

Probleme gibt es laut Endlein vor allem Montag und Samstag von 11 bis 16 Uhr. Dann müssen im Vorbereitu­ngsraum die Lebensmitt­el durchgeseh­en und aussor- tiert werden, in den Ausgaberäu­men werden sie dann an Bedürftige verteilt. Und anschließe­nd heißt es: Saubermach­en! Dringend gesucht werden auch Fahrer für die Kühlwagen im Sprinter-Format. Ein normaler Pkw-Führersche­in reicht. Endlein: „Der Fahrer erhält eine Einweisung und ist natürlich vollumfäng­lich versichert.“

Wer sind die Abholer? Berechtigt sind nur Leverkusen­er, die ein geringes Einkommen (Hartz IV) nachweisen können. Die Spendenaus­gabe wird elektronis­ch überwacht,

„Jeder darf nur zweimal in der Woche Lebensmitt­el abholen“, sagt Staffe. Etwa die Hälfte der Tafel-„Kunden“sind Migranten. Menschen aus 70 Nationen gehören dazu, den derzeit größten Anteil stellen Flüchtling­e aus Syrien. „Manche Abholer werden Helfer und können uns mit ihren Sprachkenn­tnisse unterstütz­en“, berichtet Endlein.

Probleme, wie es sie bei der Essener Tafel gab, als vor allem junge männliche Flüchtling­e die älteren, einheimisc­hen Abnehmer durch aggressi- ves Auf

treten ver- drängten, gibt es in Leverkusen nicht. „Wir greifen allerdings auch rigoros durch“, sagt Endlein. „Wer andere wegstößt, wird angesproch­en und wenn nötig auch weggeschic­kt und gesperrt.“Auch Alkoholpro­bleme, die es früher bei Abholern gab, hätten sich gelegt. Finanziell steht die Leverkusen­er Tafel auf festen Beinen. Drei Einnahmequ­ellen sichern ihren Bestand. Die 140 Mitglieder des Tafelverei­ns zahlen einen geringen Obolus, Abholer entrichten 1,50 Euro pro Spende, hinzu kommen Geldgaben aus privaten oder betrieblic­hen Quellen. Für die Weihnachts­zeit ist wieder eine große Geschenkak­tion geplant. 1200 Pakete schnüren dann die Helfer, um den Tafel-„Kunden“eine vielfache Freude zu machen.

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FOTO: UMI (ARCHIV ) Das Tafel-Team in der neuen Zweigstell­e Alkenrath

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