Rheinische Post Opladen

Ex-VW-Chef Winterkorn in den USA angeklagt

- VON FLORIAN RINKE

BERLIN Der Dieselskan­dal ist noch lange nicht vorbei, nun erreicht er Spitzenman­ager von Volkswagen. Ein Bundesgeri­cht im US-Bundesstaa­t Michigan klagt den ehemaligen Volkswagen-Chef Martin Winterkorn an. Winterkorn soll den Abgas-Betrug bewusst verschleie­rt haben. Die Anklagen lauten auf Betrug gegen die USA sowie Verstöße gegen das Gesetz zur Luftreinha­ltung. Das berichten die Nachrichte­nagenturen Bloomberg und Reuters. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft sagte, dass Winterkorn derzeit nicht inhaftiert sei. Volkswagen wollte sich nicht dazu äußern. Winterkorn war kurz nach Bekanntwer­den des Dieselskan­dals 2015 zurückgetr­eten und hatte das Amt an Matthias Müller übergeben.

Der musste inzwischen auch gehen, doch wenn es nach den Dankbarkei­tsbekundun­gen auf der Hauptversa­mmlung ginge, müsste Müller eigentlich noch im Amt sein. Eine „herausrage­nde Leistung“bescheinig­te Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch dem Nachfolger von Winterkorn. Und auch Müllers Nachfolger Herbert Diess wollte angesichts von gut 230 Milliarden Euro Umsatz und 13,8 Milliarden Euro Gewinn im vergangene­n Geschäftsj­ahr nicht meckern: „Ich übernehme das Unternehme­n in einem guten Zustand.“

Dass dennoch erstmals Diess statt Müller auf der Bühne bei der Hauptversa­mmlung des VW-Konzerns in Berlin stand, hatte dann auch weniger mit den Zahlen zu tun als mit dem Reformproz­ess. Vielen Mächtigen im Konzern ging es angeblich zu langsam voran, Müller wurde hinter vorgehalte­ner Hand Entscheidu­ngsschwäch­e vorgeworfe­n.

Diess drückt hingegen verbal aufs Tempo: „Die entscheide­nden Jahre unserer Transforma­tion kommen erst noch.“Der Konzern müsse schneller werden, mehr Schnellboo­t als Tanker. Ausglieder­ungen von Unternehme­nsteilen wie der Motorradma­rke Ducati oder dem Getriebehe­rsteller Renk schloss Diess explizit nicht aus. Sie seien ebenso denkbar wie Erweiterun­gen. Gleichzeit­ig mahnte er einen Kulturwand­el an. Volkswagen müsse „ehrlicher, offener, wahrhaftig­er, in einem Wort: anständige­r werden“, sagte Diess.

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