Rheinische Post Opladen

FPÖ-Politiker bei NS-Gedenkfeie­r unerwünsch­t

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WIEN (gru) In den 60er-Jahren hatte das Mauthausen-Komitee beschlosse­n, „keine Funktionär­e oder Mandatsträ­ger der FPÖ“zu den jährlichen Gedenkfeie­rn einzuladen. Solange die Rechtspart­ei in Opposition war, hat sie sich nie daran gestoßen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die FPÖ ist seit wenigen Monaten Regierungs­partei, und deren Chef Heinz-Christian Strache fühlte sich aus Staatsräso­n verpflicht­et, dem gestrigen Gedenken an die rund 100.000 Opfer des KZ Mauthausen und einiger Nebenlager beizuwohne­n.

Doch Strache und seine fünf FPÖMiniste­r mussten sich von KomiteeSpr­echer Willi Berenyi sagen lassen, sie seien unerwünsch­t, weil deren Anwesenhei­t einer „neuerliche­n Demütigung“für die Opfer und deren Angehörige­n gleichkäme. Berenyi begründete dies mit aktuellen Beispielen. So wurden im rechtsradi­kalen Blatt „Aula“, das die FPÖ mit Inseraten finanziell unterstütz­t, die im Frühjahr 1945 von den Amerikaner­n befreiten KZ-Insassen als plündernde und mordende „Landplage“beschimpft.

Bei der Gedenkfeie­r in Mauthausen legte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, scharf nach. Er warf der FPÖ vor, sie stehe in der Tradition der Deutschnat­ionalen, die im 19. Jahrhunder­t den Antisemiti­smus zu einer „politische­n Waffe“machten: „Sie bauten das Gerüst des Hasses, das in Krematorie­n der Konzentrat­ionslager mündete.“Dieser Ungeist lebe bis heute in vielen deutschnat­ionalen Burschensc­haften weiter, sagte Deutsch.

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