Im Tunnel schwirren die Bayer-Bienen
Auf dem Versuchsgut Höfchen testet Bayer Pflanzenschutzmittel – auch an Bienen. Ein Besuch beim Imker.
ANJA WOLLSCHLAEGER BURSCHEID Wer über die Landstraße von Leverkusen nach Remscheid fährt, sieht in Höhe Engelrath weite Apfelplantagen. Dort, im Versuchsgut Höfchen, ist auch der Arbeitsplatz von Volkmar Krieg. Der 60Jährige ist seit Ende April intensiv mit der „Tunnelphase“der Bienenversuche bei Bayer beschäftigt. In mehreren dieser Tunnel aus Insek- tengittern schwirren jeweils 3.000Honigbienen auf einem kleinen Teil eines Rapsfeldes.
Die Insekten sind Teil eines Versuchs für die Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel. Ulrich Krieg, der Leiter des Versuchsguts sagt: „Jedes zugelassene Pflanzenschutzmittel ist getestet und hat eine Einstufung.“Honig wird dafür nur in geringen Mengen untersucht. Die Waben dürfen die Bayer-Bienen selbst verwerten.
Volkmar Krieg, der nicht nur Imker, sondern auch Tierwirt und Agrar-Ingenieur ist, stellt seine Versuche so auf, wie es eine EU-Vorschrift verlangt. Grob erklärt er das so: „Wir haben immer drei Tunnel, die zu einem Versuch gehören. In einen bringen wir zur Kontrolle nur Wasser aus, in den zweiten bringen wir ein Pflanzenschutzmittel aus, das die Bauern hier in der Gegend auch ausbringen würden, und im dritten Tunnel ist unsere Testsubstanz.“Die nicht zugelassenen Pflanzenschutzmittel testet Bayer an Bienen in Burscheid. Bevor der Spritzwagen die Substanz aufs Feld bringt, wurde die Bienenverträglichkeit schon im Labor in Monheim untersucht.
Im Feldversuch schaut Imker Krieg nun, wie sich die Bienen verhalten. Nicht gut wäre es, wenn sie zwar fliegen, aber nichts sammeln würden, erklärt er: „Es kann sein, dass allein der Geruch einer Substanz die Bienen abschreckt und sie nicht mehr sammeln.“
Greenpeace äußert seit Jahren Kritik am Bienenschutz bei Bayer. 2013 seilten sich zwei Aktivisten vor der Hauptversammlung des BayerKonzerns in der Kölner Messe am Haupteingang ab und entrollten ein Transparent: „Pestizide töten Bienen“, war darauf zu lesen.
Im März 2018 hat die EU bestimmte Anwendungsformen der besonders in die Kritik geratenen „Neonicotinoide“verboten. Bayer kritisiert das Verbot mit der Begründung, die betroffenen Pflanzen, wie etwa die Zuckerrübe, böten Bienen keine Nahrungsgrundlage. Laut dem Fachportal „Agrarheute“sorgen sich die EU-Fachleute darüber, dass Bienen nach der Anwendung unter ungünstigen Umständen mit den Pflanzensäften in Kontakt kommen könnten.
Eine der Aufgaben von Bayer-Imker Krieg ist es, die toten Bienen an bestimmten Kontrollstellen in seinem Tunnel zu zählen. Da kommen schnell einige Tausend zusammen, denn die Lebenszeit der Nutztiere ist kurz. Sorgen macht sich Volkmar Krieg kaum um den Bestand der Honigbienen. Auch privat hält der Imker 50 bis 70 Völker. „Die Zahl der Honigbienenvölker steigt in Deutschland“, weiß auch Pressesprecher Utz Klages.
Für die Artenvielfalt und das Wohlergehen der Wildbienen sind besonders Wildblumen wichtig. Doch ein Gartentrend geht zu Kiesgärten ohne Blumen. Die Stadt Xanten hat nun eine Vorschrift erlassen, nach der Vorgärten bepflanzt werden müssen und nicht nur mit Kies oder Beton gestaltet werden dürfen.
Die Stadt Leverkusen will sich nun ebenfalls für Wildbienen einsetzen. Die Grünen haben dem Rat vorgeschlagen, dass sich die Stadt am Projekt „Deutschland summt“beteiligt. In der Sitzung am Montag hat der Rat das Projekt beschlossen.