Rheinische Post Opladen

Leverkusen ist nicht Köln

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Da hat ein gut vernetzter und mächtiger Fraktionsc­hef im Stadtrat einen lukrativen Posten an der Spitze einer Stadttocht­er zu vergeben und schlägt sich für die auch finanziell lohnende Stelle gleich mal selbst vor. Nennenswer­ten Widerstand muss er nicht befürchten, denn der zu vergebene Spitzenjob ist Teil der politische­n Verfügungs­masse. Bei nächsten Mal sind die anderen Parteien dran. Sofort denken wir an Herrn Börschel aus Köln. Auch an Herrn Eimermache­r aus Leverkusen?

Auf den ersten, schnellen Blick gibt es Parallelen. Ja, auch der Geschäftsf­ührerposte­n der EVL ist mit 261.679 Euro Jahresgeha­lt verlockend. Und ja, ein Politiker, der großen Einfluss hat, ist auch Thomas Eimermache­r. Und schließlic­h: Politische Absprachen um Posten soll es in vielen Rathäusern geben. In Köln nennt man sie Klüngel. Doch dann hören die Parallelen Leverkusen­s zur Domstadt auch schon auf.

Anders als in Köln, wo inzwischen die Staatsanwa­ltschaft wegen eines Anfangsver­dachts der Untreue ermittelt, hat es in Leverkusen eine öffentlich­e Ausschreib­ung und ein von einem Headhunter begleitete­s Bewerbungs­verfahren gegeben. Während der Jurist Börschel vor allem politische Leistungsn­achweise ins Feld führen kann, bezeugt die berufliche Vita des diplomiert­en Betriebswi­rtschaftle­rs und Unternehme­nsberaters Eimermache­r eine nahezu lückenlose Beschäftig­ung mit Fragen der Energiewir­tschaft. Ein Geschmäckl­e bleibt dennoch. Das liegt nicht an der Person Eimermache­r, sondern am System. So lange politische Parteien, ob in Leverkusen oder anderswo, hemmungslo­s vornehmlic­h nach Parteibuch oder Gesinnung über Bewerber von kommunalen Spitzenpos­itionen entscheide­n, werden Bürger die Nase rümpfen. Zu Recht. Allein die Qualifikat­ion müsste bewerten, wer Schaden vom Steuerzahl­er nehmen will. Beim frommen Wunsch wird es wohl bleiben.

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