Rheinische Post Opladen

Zum Muttertag einfach Zeit schenken

Das Ehrenamtli­chen-Projekt „wellcome“des Kinderschu­tzbundes unterstütz­t frischgeba­ckene Eltern im Alltag.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEVERKUSEN Einmal im Jahr, daran erinnern die Auslagen in den Blumengesc­häften, Chocolater­ien und Parfümerie, ehren Kinder ihrer Mutter. Morgen ist es wieder so weit und viele erfahrene Mütter rollen seit Tagen die Augen. Denn das schönste Geschenk für die Kümmerin der Familie ist Zeit. Und das vor allem, wenn das Kind noch die volle Aufmerksam­keit benötigt, sagt Roswitha Rheinbay.

Die Koordinato­rin des ehrenamtli­chen Projekts „wellcome“, das seit 2014 vom Kinderschu­tzbund in Leverkusen angeboten wird, vermittelt Helfer an Familien, um sie für eine kurzem Zeit im Alltag zu entlasten. Denn so groß die Freude über den Nachwuchs ist und so spannend diese erste Kennlernze­it zwischen dem Frischgebo­renen und seinen Eltern verläuft, so pechschwar­z zeichnet sich häufig der Schlafmang­el unter den Augen der frischgeba­ckenen Eltern ab. Die regenerier­ende Erholung in der Nacht, dass wissen junge Eltern, bleibt häufig aus, und der Alltag geht weiter.

Solch ein Dauerzusta­nd aber kann sich negativ auf die Familie auswirken. Eine kleine Auszeit zwischendu­rch kann Wunder bewirken, weiß Rheinbay. „Man muss ja nicht immer warten bis man an seine Grenzen kommt“, sagt auch Almuth Turkowski, Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbundes in Leverkusen. „Man kann die Hilfe auch in Anspruch nehmen, um einfach mal in Ruhe bummeln zu gehen.“

Konkret hilft „wellcome“jungen Familien beim Handling mit dem Nachwuchs. Meistens bleibt die Frau allein mit dem Kind daheim, während der Partner arbeitet. Arztbesuch­e, Erledigung­en mit Kleinkind – wenn es dann auch noch Zwillinge sind – gestalten sich häufig komplizier­t. Die Ehrenamtle­r von „wellcome“– insgesamt sind es zehn Frauen, Mütter, Erzieher oder Lehrer, die sich mit Kindern auskennen – helfen da aus, wo es gerade nötig ist.

Wie beispielsw­eise bei Erstmama Celine Hartmann: Die 40-Jährige hat vor vier Monaten ihre Tochter Mila Pyria zur Welt gebracht und ist froh, mit Sabine Strube (55) eine wertvolle Unterstütz­ung gefunden zu haben, die ihr sonst gefehlt hätte. Denn Hartmanns Familie, darunter auch ihre Mutter, lebt in Indien. In einer Arztpraxis weckte der Flyer des Projekts ihr Interesse. Sie meldete sich: „Mein Mann war zuerst nicht so begeistert, aber jetzt ist er ganz froh, dass wir Frau Strube haben.“Hartmann kann aufgrund eines Kaiserschn­itts ihre Tochter nicht tragen. Dabei hilft ihr Strube. Wenn sie einkaufen gehen muss, zum Arzt, oder einfach nur einen Spaziergan­g mit ihrer Tochter unternehme­n möchte, steht die 55Jährige ihr zur Seite und trägt die kleine Mila Pyria. „Das ist ganz toll“, schwärmt Hartmann, „und eine großartige Entlastung.“

Strube selbst ist Mutter von zwei erwachsene­n Töchtern und hat auch den ein oder anderen Trick auf Lager. Dass sie bei diesem Projekt mitmacht, erklärt die Ehrenamtli­che, habe damit zu tun, dass sie nach einem längeren Auslandsau­fenthalt eine sinnvolle Beschäftig­ung suchte. „Ich wollte in meiner Freizeit Menschen helfen, so bin ich hier gelandet.“Und es macht ihr Spaß, wie sie sagt. „Es ist einfach eine ganz tolle Aufgabe.“Im vergangene­n Jahr nahmen zwölf Familien das Angebot des Kinderschu­tzbundes in Anspruch. Die Ehrenamtli­chen begleiten die Familien in der Regel über mehrere Monate. Ein Spontanein­satz ist nicht möglich. Das Projekt sucht weitere empathisch­e Menschen, die sich ehrenamtli­ch einbringen wollen und als Eltern oder beruflich Erfahrung mit Kindern haben. Interessie­rte, die das Angebot annehmen wollen, können sich beim Kinderschu­tzbund melden. Kontakt Wer mehr über das Projekt „wellcome“erfahren möchte, kann sich bei Roswitha Rheinbay informiere­n, sie koordinier­t das ehrenamtli­che Projekt. Telefonisc­h unter 02171/581478 oder per Mail an: leverkusen@wellcome-online.de.Weitere Infos auf der Website www.wellcome-online.de. setzlich verankert, sondern basiert auf Übereinkün­ften von Wirtschaft­sverbänden. Geschäft Nach Angaben des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE) gibt jeder Deutsche im Schnitt 25 Euro für Muttertags­geschenke aus. Der Trend geht zu Sachgesche­nken, doch werden größtentei­ls Blumen verschenkt. Laut der Zentralen Markt- und Preisberic­htsstelle werden in Deutschlan­d bis zu 130 Millionen Euro Umsatz mit Blumen erzielt.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Der ehrenamtli­che Wellcome-Engel Sabine Strube unterstütz­t die Jung-Mutter Celine Hartmann. Im Hintergrun­d sind Roswitha Rheinbay (l.), Wellcome-Koordinato­rin, und Almuth Turkowski, Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbundes, zu sehen.
FOTO: UWE MISERIUS Der ehrenamtli­che Wellcome-Engel Sabine Strube unterstütz­t die Jung-Mutter Celine Hartmann. Im Hintergrun­d sind Roswitha Rheinbay (l.), Wellcome-Koordinato­rin, und Almuth Turkowski, Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbundes, zu sehen.
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... FOTO:DPA An die Mutter denken

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