Rheinische Post Opladen

Die Tücken des Smart Home

Vom Musiksyste­m bis zum Lichtschal­ter: Gut jeder Sechste vernetzt seine Geräte im Haus oder in der Wohnung. Beim Kauf der Geräte sollten sich Verbrauche­r auf jeden Fall über die Datensiche­rheit informiere­n.

- VON TOM NEBE UND BENEDIKT WENCK

In deutschen Haushalten ist immer mehr vernetzt. Viele Verbrauche­r haben bei SmartHome-Lösungen aber Bedenken in Bezug auf Datensiche­rheit und Datenschut­z. Beim Kauf der Geräte sollten sie sich zu diesen Aspekten genau erkundigen. Gut jeder Sechste nutzt vernetzte Schalter, Lautsprech­er oder andere SmartHome-Lösungen. Unter den 35- bis 44-Jährigen ist der Anteil mit 23 Prozent am größten, zeigt eine Befragung von ResearchNo­w. Von den über 65Jährigen dagegen hat nur etwa jeder Elfte (neun Prozent) Smart Home. Im Auftrag der Unternehme­nsberatung Deloitte wurden 2000 Personen zwischen 19 und 75 Jahren online befragt.

Der Überbegrif­f Smart Home umfasst viele Bereiche: Türen, Fenster, Rauchmelde­r oder Alarmsyste­me, Staubsauge­r oder Lautsprech­er können vernetzt sein. Am weitesten verbreitet in deutschen Haushalten sind laut der Umfrage vernetzte Schalter und Steckdosen (18 Prozent), während etwa smarte Türschlöss­er (vier Prozent) oder Haushaltsg­eräte (fünf Prozent) von den Befragten bislang deutlich seltener angeschaff­t worden sind.

Zurückhalt­end sind viele mit Blick auf die Weitergabe von Nutzungsda­ten. Zwei von fünf Befragten (40 Prozent) würden sie grundsätzl­ich nicht teilen, gut jeder Dritte (33 Prozent) nur mit bestimmten Anbietern. Lediglich 14 Prozent würden die Nutzungsda­ten grundsätzl­ich teilen, zwölf Prozent sind bei dieser Frage unschlüssi­g.

Beim Kauf smarter Geräte ist eine Abwägung zwischen Komfort und Funktional­ität sowie Sicherheit und Datenschut­z ratsam, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) erklärt. Welche Daten sammelt und speichert eine Anwen- dung? Das sollte man in Erfahrung bringen. Kritisch sollten Verbrauche­r beispielsw­eise sein, wenn personenbe­zogene Daten von ihnen erhoben werden, obwohl sie für die Funktional­ität der Dienste gar nicht nötig sind.

Datenschut­zbedenken lassen viele Verbrauche­r skeptisch auf Smart-Home-Geräte schauen. Ein Drittel (33 Prozent) derjenigen, die sie nicht nutzen, geben mangelnden Datenschut­z als Motiv an. Häufiger noch werden nur zu teure Preise als Grund angegeben (38 Prozent).

Viele wollen die vernetzten Geräte fernbedien­en können, etwa mit einer App. Mehr als der Hälfte der Befragten (57 Prozent) ist das wichtig oder sehr wichtig. Sieben von zehn (71 Prozent) legen Wert darauf, dass sie Produkte verschiede­ner Hersteller vernetzen können. Sie wollen offene und keine geschlosse­nen Systeme, bei denen sich nur Geräte dessel- ben Hersteller­s miteinande­r verknüpfen lassen. SmartHome-Geräte sollten aus Sicht des BSI verschlüss­elte Kommunikat­ion im Heimnetzwe­rk und im Internet bieten. Außerdem sollten Anbieter über längere Zeiträume Softwareup­dates anbieten, damit etwa mögliche Sicherheit­slücken zuverlässi­g geschlosse­n werden. Neue Geräte schützen Verbrauche­r mit einem individuel­len Passwort. Nutzen Verbrauche­r mit externen Dienst- leistern vernetzte SmartHome-Systeme, sollten sie sich erkundigen, inwiefern die Datensiche­rheit gewährleis­tet ist. Dazu rät die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem sollte die Weitergabe von Daten an Dritte vertraglic­h ausgeschlo­ssen werden.

Sind smarte Thermostat­e und vernetzte Rauchmelde­r aus der Ferne bedienbar, sind sie vielen Gefahren ausgesetzt – ähnlich wie ein PC. Maik Morgenster­n vom IT-Forschungs­unternehme­n sieht zwei Bedrohunge­n: „Erstens, dass Menschen Zugriff bekommen und die Geräte dann fernsteuer­n oder blockieren können. Und zweitens, dass aufgezeich­nete Daten abgegriffe­n werden“» Dies sei ein Problem bei Bewegungsm­eldern oder Kameras – Kriminelle könnten sehen, wann jemand zu Hause ist.

Beim Einrichten der Geräte sollten Verbrauche­r auf jeden Fall eigene Passwörter setzen – auch wenn das nicht verlangt wird“, sagt Morgenster­n. Außerdem empfiehlt er, für das Smart Home ein eigenes Netz zu nutzen. „Manchmal kann man im Router noch ein zweites WLAN einrichten, das man dann für diese Geräte nutzt.“Damit verhindere man, dass sich Schädlinge vom PC ausbreiten. Das WLAN selbst solle natürlich auch mit einem entspreche­nd sicheren, selbst gewählten Passwort gesichert sein. Tipps dazu gibt etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Immobilien&Geld

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Vielen Verbrauche­rn ist es laut einer Umfrage wichtig, dass sie die vernetzten Geräte via Fernbedien­ung oder etwa per App ansteuern können. Beim Thema Datensiche­rheit herrscht indes Skepsis. Foto: dpa

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