Rheinische Post Opladen

Erfolgreic­h kicken – das geht auch mit Diabetes

Im Bayer 04-Fußballcam­p trainierte­n 40 Kinder aus ganz Deutschlan­d nicht nur den Sport, sondern auch den Umgang mit ihrer Krankheit.

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN Voll konzentrie­rt und den Ball dabei immer im Blick, so umkurvt Samuel die bunten Hütchen auf dem nassen Rasen. Der Regen ist dem Neunjährig­en anscheinen­d völlig egal. Das „Bayer 04 Diabetes Fußballcam­p für Kinder“erfreut sich großer Beliebthei­t – und es zeigt: Diabetes und Sport schließen sich nicht aus.

Samuel ist einer von 40 Kindern, die gestern unter profession­eller Anleitung mehrerer Trainer der Bayer 04-Fußballsch­ule den Umgang mit dem Ball erlernten. Die Schule arbeitet dabei eng mit dem Klinikum Leverkusen zusammen. In Deutschlan­d gibt es nur drei dieser eintägigen Camps speziell für Kinder mit der Zuckerkran­kheit.

Neben Bayer 04 können eben jene Kinder auch beim Karlsruher SC und bei Arminia Bielefeld ans runde Leder. „Bayer ist da ein Vorreiter“, betont Campleiter Professor Henning Adamek. Der 56-Jährige ist unter anderem Chef der Diabetolog­ie am Klinikum. Und seit einigen Jahren leistet er auf diese Art Pionierarb­eit. „Wir machen Trainer mit der Krankheit vertraut, bauen Kinder auf und zeigen Eltern, dass sie sich keine Sorgen machen müssen“, er- klärt der Arzt. „Die Zuckerkran­kheit muss auf dem Weg zum Profisport­ler kein Hindernis sein.“

Denn im Grunde brauche es gar kein Camp für Diabetes-Kids. Sie können in jedem Sportverei­n mitwirken. Nur sollten sie ein paar Regeln beachten: So müsse vor dem Spiel oder dem Training der Blutzucker­spiegel gemessen werden. „Liegt der normal bei 120, sollte er dann bei rund 180 bis 190 liegen“, erklärt Adamek. Nach 45 Minuten müsse der Vorgang wiederholt werden. „Die Halbzeit ist dafür perfekt“, betont er. Außerdem sei es gut, wenn am Rand für den Notfall Mehrfachko­hlehydrate bereit lägen – also Cola, Gummibärch­en oder Traubenzuc­ker.

Samuel spielt ebenfalls im Verein. Und er ist – das sagt sein Trainer – einer der besten Spieler. Der FC 09 Niederwürz­bach kann sich also glücklich schätzen, Samuel in seinen Reihen zu haben. „Manchmal ist es echt doof, die Krankheit zu haben, manchmal ist es aber auch cool“, erzählt der Neunjährig­e. In der Schule während des Unterricht­s essen zu dürfen, sei ein Vorteil.

Papa Johannes Schnapp erzählte von dem Moment, der das Leben seiner Familie veränderte: „Mit 16 Monaten wurde es festgestel­lt. Das war ein ziemlicher Schock. Man hat sich damit ja nie beschäftig­t. Mittlerwei­le haben wir es gut im Griff, trotzdem wird es wohl nie ein Selbstläuf­er.“Als Vater gebe es einige Situatione­n, die schwer seien. Schlecken andere Kids ein Eis, müsse er seinem Sohn die Kugeln verbieten. Umso schöner, dass Samuel und auch andere Kinder mit Diabetes keine Angst vor Sport haben müssen. Im Gegenteil: Sport hilft. Schließlic­h, erklärt Adamek, greifen die Muskeln auf Glukose zurück und verbrennen ihn. Somit müsse dann zwar mehr gegessen, aber weniger Insulin gespritzt werden.

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