Elfen bereiten Wolf einen furiosen Abschied
Die Zuschauer in der Ostermann-Arena erlebten ein Wechselbad der Gefühle: Hochklassiger Handball brachte Jubel und Begeisterung, doch gleich acht Abschiede sorgten auch für Tränen.
LEVERKUSEN Das letzte Heimspiel von Bayers Handballerinnen in dieser Spielzeit ließ wirklich fast keine Wünsche offen. Zugegeben: Die Spannung war früh raus aus dem Nachbarschaftsduell mit der HSG Blomberg-Lippe. Doch darauf verzichteten die Fans in der Ostermann-Arena gerne – denn so konnten sie den ebenso furiosen wie mitreißenden Auftritt der Leverkusenerinnen ungetrübt genießen. Der emotionale Höhepunkt des Tages war aber ausnahmsweise weder die Gala der Elfen, noch der lautstarke Jubel nach dem 27:19 (11:8)-Erfolg. Denn gleich im Anschluss stand gleich ein achtfacher Abschied auf dem Plan.
Da die beiden noch ausstehenden Begegnungen in der Fremde stattfinden, war es an der Zeit für die Verabschiedung. Die hat zwar eine lange Tradition, fiel diesmal aber besonders wehmütig aus – und das hat freilich mit den Beteiligten zu tun. Schließlich verabschiedeten die Elfen ihre langjährige Trainerin Renate Wolf, die künftig nur noch Managerin sein will, und in Franziska Mietzner und Torhüterin Katja Kramarczyk zwei absolute Größen des deutschen Frauenhandballs. In Routinier Anne Jochin, die ebenfalls ihre Karriere beendet, verlässt zudem eine langjährige Leistungsträ- gerin und Identifikationsfigur den Verein. Kein Wunder, dass der gebündelte Trennungsschmerz für Sentimentalität und auch die ein oder andere Träne sorgte.
Deutlich gelassener blieben Fans wie Verantwortliche naturgemäß beim Adieu für Branka Zec (hört wahrscheinlich ebenfalls mit dem Handball auf), Talent Kim Braun (nach Bietigheim), Anouk van de Wiel (ins Ausland) und Marija Gedroit (Ziel unbekannt). Renate Wolf
Wolf war nicht nur wegen der vielen emotionalen Momente ungewohnt sprachlos. Den Atem geraubt hatten der Ex-Nationalspielerin auch die beeindruckenden 60 Minuten auf dem Feld: „Unglaublich!“, schwärmte die Chef-Elfe. „Das war eine echte Demonstration, was für einen tollen Handball wir spielen können. Ich bin wirklich stolz auf diese Leistung.“
Offensiv machte Bayer – angetrieben von der starken Zivile Jurgutyte, der famosen Amelie Berger, der starken Sally Potocki und der treffsicheren Siebenmeterschützin Kim Berndt im ersten Durchgang eine Menge, und nach der Pause rund 20 Minuten sogar so gut wie alles richtig. Auch die beste Defensive der Liga war einmal mehr in TopForm: Die Abwehr um den Mittelblock mit Potocki und Spielführerin Jennifer Karolius sowie AusnahmeKeeperin Kramarczyk, die drei Siebenmeter hielt, stand beeindruckend sicher und trieb Blombergs Angreiferinnen immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Vor der Pause gelangen den Gästen nur acht Treffer – davon sogar nur zwei gegen den formierten Angriff, bei einem Gegenstoß-Tor und fünf verwandelten Siebenmetern.
Ausruhen können und wollen die Leverkusenerinnen sich auf ihre bis dato besten Auftritt in dieser Saison freilich nicht. Denn schon am Mittwoch sind sie erneut gefordert. Mit dem Auswärtsspiel bei den Bad Wildungen Vipers wird die Tabelle begradigt, in der Bayer noch eine Partie im Rückstand ist. Das Duell klärt, ob Bayer mit einem knappen Rückstand oder einem dünnen Vorsprung in den letzten Spieltag geht, der Wolf und ihre Schützlinge gen Osten führt – zum Auswärtsspiel beim neuen Meister Thüringer HC.
„Das war eine echte Demonstration, was für einen tollen Handball wir spielen können“ Managerin und Trainerin der Elfen
ElfenKramarczyk, Fehr – Jurgutyte (4), Seidel (2/1), Braun, Mietzner, Zschocke, Potocki (8/1), Souza, Bruggeman, Karolius, Berndt (7/6), Berger (6), E. Rode.