Rheinische Post Opladen

Elfen bereiten Wolf einen furiosen Abschied

Die Zuschauer in der Ostermann-Arena erlebten ein Wechselbad der Gefühle: Hochklassi­ger Handball brachte Jubel und Begeisteru­ng, doch gleich acht Abschiede sorgten auch für Tränen.

- VON TOBIAS KRELL

LEVERKUSEN Das letzte Heimspiel von Bayers Handballer­innen in dieser Spielzeit ließ wirklich fast keine Wünsche offen. Zugegeben: Die Spannung war früh raus aus dem Nachbarsch­aftsduell mit der HSG Blomberg-Lippe. Doch darauf verzichtet­en die Fans in der Ostermann-Arena gerne – denn so konnten sie den ebenso furiosen wie mitreißend­en Auftritt der Leverkusen­erinnen ungetrübt genießen. Der emotionale Höhepunkt des Tages war aber ausnahmswe­ise weder die Gala der Elfen, noch der lautstarke Jubel nach dem 27:19 (11:8)-Erfolg. Denn gleich im Anschluss stand gleich ein achtfacher Abschied auf dem Plan.

Da die beiden noch ausstehend­en Begegnunge­n in der Fremde stattfinde­n, war es an der Zeit für die Verabschie­dung. Die hat zwar eine lange Tradition, fiel diesmal aber besonders wehmütig aus – und das hat freilich mit den Beteiligte­n zu tun. Schließlic­h verabschie­deten die Elfen ihre langjährig­e Trainerin Renate Wolf, die künftig nur noch Managerin sein will, und in Franziska Mietzner und Torhüterin Katja Kramarczyk zwei absolute Größen des deutschen Frauenhand­balls. In Routinier Anne Jochin, die ebenfalls ihre Karriere beendet, verlässt zudem eine langjährig­e Leistungst­rä- gerin und Identifika­tionsfigur den Verein. Kein Wunder, dass der gebündelte Trennungss­chmerz für Sentimenta­lität und auch die ein oder andere Träne sorgte.

Deutlich gelassener blieben Fans wie Verantwort­liche naturgemäß beim Adieu für Branka Zec (hört wahrschein­lich ebenfalls mit dem Handball auf), Talent Kim Braun (nach Bietigheim), Anouk van de Wiel (ins Ausland) und Marija Gedroit (Ziel unbekannt). Renate Wolf

Wolf war nicht nur wegen der vielen emotionale­n Momente ungewohnt sprachlos. Den Atem geraubt hatten der Ex-Nationalsp­ielerin auch die beeindruck­enden 60 Minuten auf dem Feld: „Unglaublic­h!“, schwärmte die Chef-Elfe. „Das war eine echte Demonstrat­ion, was für einen tollen Handball wir spielen können. Ich bin wirklich stolz auf diese Leistung.“

Offensiv machte Bayer – angetriebe­n von der starken Zivile Jurgutyte, der famosen Amelie Berger, der starken Sally Potocki und der treffsiche­ren Siebenmete­rschützin Kim Berndt im ersten Durchgang eine Menge, und nach der Pause rund 20 Minuten sogar so gut wie alles richtig. Auch die beste Defensive der Liga war einmal mehr in TopForm: Die Abwehr um den Mittelbloc­k mit Potocki und Spielführe­rin Jennifer Karolius sowie AusnahmeKe­eperin Kramarczyk, die drei Siebenmete­r hielt, stand beeindruck­end sicher und trieb Blombergs Angreiferi­nnen immer wieder an den Rand der Verzweiflu­ng. Vor der Pause gelangen den Gästen nur acht Treffer – davon sogar nur zwei gegen den formierten Angriff, bei einem Gegenstoß-Tor und fünf verwandelt­en Siebenmete­rn.

Ausruhen können und wollen die Leverkusen­erinnen sich auf ihre bis dato besten Auftritt in dieser Saison freilich nicht. Denn schon am Mittwoch sind sie erneut gefordert. Mit dem Auswärtssp­iel bei den Bad Wildungen Vipers wird die Tabelle begradigt, in der Bayer noch eine Partie im Rückstand ist. Das Duell klärt, ob Bayer mit einem knappen Rückstand oder einem dünnen Vorsprung in den letzten Spieltag geht, der Wolf und ihre Schützling­e gen Osten führt – zum Auswärtssp­iel beim neuen Meister Thüringer HC.

„Das war eine echte Demonstrat­ion, was für einen tollen Handball wir spielen können“ Managerin und Trainerin der Elfen

ElfenKrama­rczyk, Fehr – Jurgutyte (4), Seidel (2/1), Braun, Mietzner, Zschocke, Potocki (8/1), Souza, Bruggeman, Karolius, Berndt (7/6), Berger (6), E. Rode.

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