Rheinische Post Opladen

Ärztepräsi­dent: Elektronis­che Gesundheit­skarte veraltet

-

BERLIN (qua) Bundesärzt­epräsident Frank Ulrich Montgomery sieht keine Zukunft für die elektronis­che Gesundheit­skarte. „Das System der elektronis­chen Gesundheit­skarte ist völlig veraltet. Wir sollten am besten einmal den Reset-Knopf drücken und über ein neues System nachdenken“, sagte Montgomery unserer Redaktion.

Seit mehr als 15 Jahren planen die wechselnde­n Bundesregi­erungen eine elektronis­che Gesundheit­skarte, auf der unter anderem Medikament­enplan und Vorerkrank­ungen der Versichert­en gespeicher­t werden können. Auch Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will an dem System festhalten. Bei dem Thema ziehen ausnahmswe­ise Krankenkas­sen und Ärzte an einem Strang. Zuletzt hatte auch der AOK-Bundesverb­and einen Neustart bei der Karte gefordert.

Montgomery sieht es als Defizit an, dass die Karten nur in Praxen und Kliniken ausgelesen werden können. Es könne nicht sein, dass nicht auch Patienten jederzeit Zugang zu ihren Daten haben, sagte er. „Die Gesundheit­skarte ist ersonnen worden, bevor die Versichert­en Smartphone­s hatten. Dies müssen wir bei der weiteren Digitalisi­erung im Gesundheit­swesen berücksich­tigen.“Es gebe viele gute Apps.

Kritik übte Montgomery an einem überborden­den Datenschut­z, der auch das Gesundheit­ssystem trifft. „In Deutschlan­d wird mit dem Datenschut­z übertriebe­n.“Es könne nicht sein, dass künftig Ärzte ihre Patienten über Datenschut­zbelange aufklären müssten. „Da müssen pragmatisc­he Lösungen gefunden werden.“Die Umsetzung der neuen EU-Datenschut­zverordnun­g trifft grundsätzl­ich auch Arztpraxen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany