Zverev bringt Nadal ans Limit
Alexander Zverev hat den Spanier in Rom am Rande einer Niederlage, bevor ihn der Regen aus dem Tritt bringt. Den nächsten Angriff plant der Hamburger nun bei den French Open. Derweil macht ein weiteres deutsches Talent von sich reden.
ROM/HEILBRONN (RP/sid) Nach ihrem denkwürdigen Finalkampf im Foro Italico tauschten die mit Abstand besten Spieler des Tennisfrühjahrs warme Worte aus. Alexander Zverev lobte seinen Bezwinger Rafael Nadal als „großartigen Champion“und „besten Sandplatzspieler aller Zeiten“. Der Spanier bewunderte die „tolle Gegenwart“seines jungen Kollegen und versprach ihm „eine noch bessere Zukunft“. Ein nettes Geplänkel nach einem hochklassigen Schlagabtausch.
Auf dem Campo Centrale von Rom hatten sich Zverev und Nadal zuvor ans Limit getrieben und eine Woche vor Beginn der French Open ihre Ausnahmestellung auf der Asche unter Beweis gestellt. Zverev brachte den Rekordsieger an den Rand der Niederlage, bis zu den Regenunterbrechungen im dritten Satz lag der gebürtige Hamburger auf Kurs. Erst nach zwei Stunden musste er sich mit 1:6, 6:1, 3:6 geschlagen geben.
„Das ist schon bitter“, sagte Zverev, wollte sich über die verpasste Chance, Nadal im fünften Duell zum ersten Mal niederzuringen, aber nicht lange ärgern: „Hinter mir liegen drei unglaubliche Wochen. Daher nehme ich viel Positives mit nach Paris.“Und tatsächlich: 13 Siege in Serie, die Titel in München und Madrid, das Halbfinale in Monte Carlo und das Endspiel von Rom zeugen von Zverevs herausragender Sandsaison 2018. Noch fehlt die Krönung, doch die kann es nur in Roland Garros geben.
Im Reich des Sandplatzkönigs Nadal gilt Zverev als erster Herausforderer. Hinter dem zehnmaligen Champion ist er an Position zwei gesetzt, beide können daher erst im Finale aufeinandertreffen. Niemand hat in diesem Jahr mehr Matches gewonnen als der Jungstar, kaum jemand hat Nadal in der Vergangenheit auf Sand so zur Verzweiflung getrieben wie Zverev im zweiten Satz von Rom. Auch wenn es in der Ewigen Stadt nicht zur erfolgreichen Titelverteidigung reichte: Zve- rev geht so gut gerüstet wie nie zuvor in ein Grand-Slam-Turnier.
Nur: Rom ist nicht Paris – und ein Masters kein Major. Bislang ist Zverevs Bilanz bei den vier größten Turnieren weltweit überschaubar, ein Achtelfinale 2017 in Wimbledon ist sein bestes Resultat. Enttäuschungen erlebte er dagegen in Melbourne, New York und auch Paris. Das Spiel über drei Gewinnsätze ist die letzte körperliche und mentale Herausforderung, die der 21-Jährige noch nicht gemeistert hat. Und es ist die Spezialdisziplin des zehn Jahre älteren Nadals.
Der Spanier gibt zudem zu bedenken: „Die Bedingungen in Paris sind komplett anders als in Rom. Ich glaube nicht, dass irgendetwas hier einen großen Einfluss auf das Turnier in Paris hat. Weder ein Sieg noch eine Niederlage.“Aber natürlich, das weiß der Mallorquiner ebenso gut wie Zverev, „helfen Siege immer mehr als Niederlagen“. Sie geben Selbstvertrauen, Zuversicht und Stärke.
Derweil machte in Rudi Molleker das nächste deutsche Talent von sich reden. Nachdem er im vergangenen Jahr bei der Qualifikation zum ATP-Turnier in Hamburg aufgefallen war, gewann der 17-Jährige nun das Challenger-Turnier in Heilbronn. Auf seinem Weg zum Titel beim Neckarcup schaltete der Berliner unter anderem seinen Landsmann Yannick Hanfmann (Nr. 127 der Welt) und im Finale den Tschechen Jiri Vesely (Nr. 81) aus. Im Endspiel setzte sich Molleker gegen seinen über 400 Plätze besser postierten Gegner mit 4:6, 6:4 und 7:5 durch.
Molleker war überhaupt nur dank einer Wildcard ins Hauptfeld gerutscht und hatte zuvor noch nie ein Match auf der Challenger-Tour, der kleineren Turnierserie unterhalb der ATP-Tour, gewonnen. Und es war erst der dritte Auftritt des gebürtigen Ukrainers auf der Challenger-Tour überhaupt.