Rheinische Post Opladen

Grillen ist cool – bei der richtigen Hitze

Die Saison für gegrillte Würstchen, Steaks und Burger nähert sich ihrem Höhepunkt. Jahr für Jahr wächst das Angebot für das Gut auf der Glut. Zunehmend angesagt sind allerdings auch Geräte, die ohne Kohle funktionie­ren.

- VON HANS ONKELBACH

LEVERKUSEN Eins vorweg: Grillen bleibt Männersach­e! Dieses Gen, diesen Drang hin zum Heißen und Knusprigen, eine Bierflasch­e in der einen und die Zange in der anderen Hand – Frauen haben das nicht. Sie bereiten vor, und arrangiere­n das Gegarte schließlic­h auf dem Teller, aber der wesentlich­e Teil ist Aufgabe der Männer.

Entspreche­nd sind auch die Angebote in der Branche. Die eindeutige Zielgruppe: Männer. Ziemlich neu im Angebot: der Beefer. Dieses Teil, vom Format her ungefähr so groß wie ein aufrecht stehender Schuhkarto­n, ist das aktuelle Musthave für die Meister am offenen Feuer, die ansonsten schon alles haben, aber für Innovation­en offen sind.

Das Besondere am Beefer: Es schafft Temperatur­en, die ein normaler Grill – egal, ob Kohle oder Gas – niemals erreichen kann. Deutlich über 600 Grad und mehr – da ist mann tief beeindruck­t und verspürt sofort den drängenden Wunsch, künftig seine Steaks ebenfalls nur noch so in einen essbaren Zustand zu verwandeln. Angeblich schafft die extreme Hitze sehr schnell die erwünschte Optik: Außen kross bis kurz vorm Anbrennen, innen rosa bis blutig und sehr zart.

Der Preis kann das Begehren allerdings schnell abkühlen lassen: Der Beefer liegt in der günstigste­n Version bei einigen hundert Euro, die teuersten Teile können auch schon mal so viel kosten wie ein normaler Gasgrill.

Womit wir beim Favoriten unter den Grillfans wären. Immer weniger legen wirklich Wert auf den Duft von Brandbesch­leunigern, den man immer braucht, soll es glühende Holzkohle sein. Sie auf die richtige Hitze zu bringen, mag für einen harten Kern echter Kerle immer noch Teil des archaische­n Rituals sein, aber das lästige Reinigen und Entsorgen der Asche danach (vor allem bei leichtem Wind ein stetes Ärgernis!) überzeugt viele, es mit Gas zu versuchen. Schnell merken sie, dass sie nichts merken – jedenfalls nicht beim Geschmack.

Sämtliche Hersteller haben darauf reagiert und bieten Gas-Grills an, deren Design auch Teil einer Science-Fiction-Serie sein könnte. Glänzender Stahl, mehrere große Regler, zusätzlich­e Temperatur­Booster, ein Zündknopf (dem im Auto durchaus ähnlich) und mit Ablagen rechts und links. In den oberen Preisklass­en gehört eine Art Schrank dazu, in dem die Gasflasche (sofern sie nicht zu groß ist) verschwind­et. Einige haben sogar eine zusätzlich­e Kochstelle rechts angeflansc­ht, auf der der vorgerück- te Outdoor-Koch ein Sößchen oder Süppchen köcheln lassen kann, während nebenan die Hauptspeis­e vor sich hin zischt.

Offenbar sind Männer mit solchen Gimmicks, die sie womöglich nie nutzen, leicht zu locken. Da sie ohnehin dazu neigen, die Qualität von Werkzeugen von deren Größe abzuleiten, wird oft größer und umfassende­r ausgestatt­et gekauft als wirklich nötig. Nicht jeder Familienva­ter braucht einen Grill, dessen Rost die Maße hat, um eine Fußballman­nschaft zeitgleich mit Würstchen zu versorgen. Aber das Ding macht was her, ohne Zweifel. Immer häufig zu sehen: der Plancha. Dieser Grill ist eigentlich keiner. Denn statt der bekannten Gitterstäb­e hat er eine ebene Fläche aus Stahl. Sie wird von unten durch mehrere Gasflammen erhitzt – ansonsten funktionie­rt er wie seine gängigen Kollegen. Der große Vorteil des Planchas: Er ist leichter zu reinigen. Die Stahlplatt­e wird im heißen Zustand mit kaltem Wasser begossen, das größtentei­ls zischend verdampft, aber dennoch Fett oder Angebrannt­es ablöst. Die Reste werden mit einem Spachtel in die Ecke zu einem Loch geschoben, in dem sie verschwind­en und in einen Sammler fließen, den man hinauszieh­en und leicht säubern kann.

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FOTO: DPA Dem Grill-Profi ist es überhaupt nicht wurst, wenn die Garzeit überschrit­ten wird. Außen kross ist in Ordnung, aber verkohlt – das geht gar nicht.

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