Bayer-Kritiker: Dividende um zehn Cent kürzen
LEVERKUSEN Die Hauptversammlung der Bayer-Aktionäre morgen findet im Saal „New York“des Bonner World Conference Centers statt. „New York“– das passt ins Bild: Bayer schaut derzeit in die USA, dem Sitz des Saatgutriesen Monsanto, den der Leverkusener Konzern für 62,5 Mrd. US-Dollar kaufen will. In New York hatten Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant im September 2016 die Verträge zur Übernahme unterzeichnet. Seitdem mahlen die Mühlen der Kartellbehörden. Und die der USA las- sen sich Zeit. Die Wettbewerbshüter aus Europa, Indien, China, Brasilien und weiterer Länder haben – teils unter Auflagen – bereits zugestimmt. Bayer hat für Monsanto an die Behörden mehr als ordentliche Zugeständnisse gemacht, verkauft etwa Teile der Agrarsparte CropScience für etliche Milliarden an BASF.
Morgen also wieder New York. Und da könnte es für Werner Baumann und Aufsichtsratchef Werner Wenning zart ungemütlich werden. Während die Mehrzahl der erwarteten 3000 Aktionäre sich die Reden anhören und ihre Zustimmung zur vorgeschlagenen 2,80 Euro-Dividende geben wird, weht Bayer aus der Ecke der Gegenanträge eine steife Brise entgegen. Die Liste der Gegenanträge ist allerdings überschaubarer als in manchem Vorjahr:
• Die Organisation „Sum Of Us“fordert, den Konzernvorstand nicht zu entlasten, denn: Bayer produziere Pestizide, die mit „dem Rückgang von Bestäuber-lnsekten in Verbindung gebracht werden und erhebliche Risiken für die Aktionäre bergen“und schade so der Lebensmittelindustrie. Bayers Festhalten an der Produktion von Neonicotinoiden werde langfristig den Wert der Aktien beeinträchtigen.
• Bayer-Kritikerin Christiane Schnura weist auf die von der US- Gesundheitsbehörde FDA festgestellten Mängel in der Pharma-Fertigung in Leverkusen hin. „Diese Produktionsweise ist verantwortungslos, weil sie die Patienten-Sicherheit gefährdet“, moniert sie unter anderem.
• Ihr Mann Axel Köhler-Schnura (im Vorstand des Vereins „Coordination gegen Bayer-Gefahren“) fordert, das ist nicht neu, die Dividende um zehn Cent zu kürzen. Die Gelder sollten etwa für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze, Zahlung gerechterer Löhne und einen Fonds, der Schäden an Menschen und Umwelt auszugleichen helfe, verwendet werden.
• Für die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“wettern Schnura und Jan Pehrke gegen die Monsanto-Übernahme. „Die Transaktion hat negative Folgen für die Landwirte, die Verbraucher, die Beschäftigten und die Standort-Städte, welche der Vorstand in Kauf nimmt.“Die CBG prophezeit „Arbeitsplatz-Vernichtungen“, den Standort-Städten „stehen finanzielle Einbußen ins Haus, pflegt doch Bayer seine Shopping-Touren immer von der Unternehmenssteuer abzusetzen“.
Bayer-Kritiker, Bauern, Imker und weitere Monsanto-Fusionsgegner haben Proteste vor dem World Conference Center angekündigt.