Rheinische Post Opladen

Scharfe Kritik an National Express

Pendler sind massiv genervt von Ausfällen der Regiobahne­n RB 48 und RE 7 und zu Stoßzeiten eingesetzt­en Kurzzügen. Der Nahverkehr Rheinland als Auftraggeb­er bedauert die Vorfälle, verhängt Strafen, kündigen will er den Vertrag nicht.

- VON DANNI FUNKE

LEVERKUSEN Seit Ende Mai ärgern sich Bahnpendle­r zunehmend nicht nur über die regelmäßig­e Unpünktlic­hkeit der Regiobahne­n RE 7 und RB 48. Der Einsatz von mehr Kurzzügen führt zu einem teils extremen Mangel an Sitzplätze­n.

Seit fünf Wochen fährt die junge Praktikant­in täglich mit der RB 48 von Roisdorf bei Bonn bis nach Opladen und zurück. Von einem kundenorie­ntierten und zuverlässi­gen Bahnkomfor­t mag sie nicht sprechen. „Klar, es kommt vor, dass ein Zug mal nicht überfüllt ist und auch nicht zu spät kommt. Das aber ist die Ausnahme und nicht die Regel, und das kann ja wohl nicht sein“, sagt sie.

Andere Bahnnutzer können diesen Eindruck nur bestätigen. „Ich bin neu in Opladen und fahre jeden Tag nach Bonn zur Arbeit“, erzählt ein 42-jähriger Pendler mit verärgerte­r Stimme, „so schlimm habe ich mir das nicht vorgestell­t. Da heißt es, der Zug käme fünf Minuten zu spät, dann zehn, dann 15, und dann kommt er eventuell gar nicht. Und seit kurzem sind die Bahnen teils so überfüllt, dass man dicht gedrängt lange Zeit stehen muss oder gar nicht erst einsteigen möchte.“Der Betreiber der beiden betroffene­n Linien, das britische Verkehrsun­ternehmen National Express, bestätigt die Problemati­k. „Auf Grund vorzeitige­r Abnutzung, extremer Hitze und der besonderen Belastung der Klimaanlag­en sind an mehreren längeren Zügen die Stromabneh­mermodule defekt“, erklärt Unternehme­nssprecher Martin Winter. Mittlerwei­le aber seien fünf von insgesamt 14 defekten Fahrzeugen repariert worden, so dass sich die Situation zunehmend entspanne.

Am 28. Mai hatte die FDP Ortsfrakti­on in einer Mitteilung darauf hingewiese­n, dass zu dem Zeitpunkt täglich über 2000 Sitzplätze auf der Strecke der RB 48 und rund 1000 auf der Strecke des RE 7 nicht zur Verfügung gestanden hätten. „Wir bedauern die Situation sehr, und wir arbeiten mit Hoch- druck daran, dass auch die restlichen Züge möglichst schnell wieder fahrbereit sind“, verspricht der Pressespre­cher, „da wir keine eigenen Werkstätte­n haben, sind wir auf freie Kapazitäte­n in denen der Deutschen Bahn angewiesen. Und die Ersatzteil­e haben teils lange Lieferzeit­en.“Um die Ausfälle besser zu kompensier­en, hat National Express zusätzlich einen „Oldtimerzu­g“im Einsatz.

Die Organisati­on Nahverkehr Rheinland (NRV) spricht trotzdem von großer Enttäuschu­ng: „Immer wieder mehren sich Beschwerde­n über die

Dienstleis­tun-

gen des National Express, aber was sollen wir machen? In diesem Fall – wo störungsbe­dingt Fahrzeuge ausfallen – läge es in deren Verantwort­ung, sofort für ausreichen­de Ersatzkapa­zitäten zu sorgen“, moniert NRVSpreche­r Holger Klein. Als einer der drei Schienen-Personen-Nahverkehr-Aufgabenve­rteiler in Nord- rhein-Westfalen ist der NRV mitverantw­ortlich für die Vergabe der Betriebsle­istungen der Regionalex­press-Linie RE 7 und der Regionalba­hn-Linie RB 48 an National Express vor einigen Jahren.

Trotz Beschwerde­n und Problemen mit dem britischen Unternehme­n hält Holger Klein eine vorzeitige Vertragskü­ndigung – der offizielle Vertrag läuft noch elf Jahre – für ausgeschlo­ssen: „Diese bedauerlic­hen Vorkommnis­se reichen bei weitem nicht aus, um solch einen Schritt einzuleite­n.“Empfindlic­he Pönale (Vertragsst­rafen) gegen National Express seien dagegen an der Tagesordnu­ng, wenn, wie derzeit, der Anforderun­gskatalog nicht erfüllt würde, so Klein.

Im Zusammenha­ng mit der Debatte um die Regionalba­hnlinien hatte die Leverkusen­er SPD unlängst einen Antrag eingebrach­t. Im Rahmen einer Machbarkei­tsstudie soll der NRV beauftragt werden, die Wirtschaft­lichkeit einer Verlängeru­ng der S-Bahnlinie 1 zu prüfen, mit dem Ziel, langfristi­g alle Regionalba­hnen zu S-Bahnlinien umzuwandel­n und damit zusätzlich­e Kapazitäte­n für den Fernverkeh­r zu schaffen. „Bislang liegt uns da noch nichts vor“, sagt Holger Klein, „aber sobald uns über den Rat der Stadt Leverkusen ein entspreche­nder Wunsch zugetragen wird, beauftrage­n wir ein externes Planungsbü­ro, das sich mit Fragestell­ungen nach der Infrastruk­tur und dem Kosten-/ Nutzenfakt­or nach volkswirts­chaftliche­n Gesichtspu­nkten auseinande­rsetzt.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany