Rheinische Post Opladen

Kunst versteckt zwischen Blumen

Der Bildhauer Winfried Gille aus dem Westerwald zeigt bereits zum zweiten Mal seine Arbeiten im grünen Paradies von Heiderose Birkenstoc­k-Kotalla in Leichlinge­n. Die Ausstellun­g „Kunst & Garten“öffnet am Montag und dauert bis Juli.

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N „Der Garten hat für mich absolute Priorität“, versichert Winfried Gille. Nach einigen Jahren Pause hat ihn Heiderose Birkenstoc­k-Kotalla zum zweiten Mal in ihr blühendes und grünendes Paradies mit Wupperzuga­ng eingeladen. In den Sommermona­ten hat sie regelmäßig Künstlerko­llegen für die Begegnung „Kunst & Garten“zu Gast. Bisher ließen sich alle gerne auf die Herausford­erung ein, ihre Arbeiten zwischen malerisch gelenkter Natur zu präsentier­en, wo sie verständli­cherweise völlig anders wirken als im cleanen weißen Ausstellun­gsraum.

So ist es auch bei jenen Werken, die Gille erst kürzlich in der Galerie Künstlerbu­nker gezeigt hat. Der ros- tige Frauen-Torso aus Metallbänd­ern oder die von Schmiedesp­uren übersäte Grundform, die er wegen des Materials augenzwink­ernd „Poly-Esther“genannt hat, schmiegen sich hier in eine Eibenlaube oder suchen Schutz in Büschen.

Winfried Gille, der vor gut anderthalb Jahren von Diepenthal in ein Westerwäld­er 300-Seelendorf gezogen ist, hat sich redlich bemüht die rund 50 mitgebrach­ten Metallskul­pturen auf dem Gelände zu verstecken. Sie sollen sich nicht aufdrängen, findet er. Am liebsten möchte er, dass es so aussieht, als seien die Figuren und abstrakten Formen schon immer da gewesen. „Das wäre für mich das größte Kompliment“, betont er.

Von den kleineren – mit Preisen ab 80 Euro erschwingl­ichen – Figu- ren lassen sich einige erst auf den zweiten Blick entdecken. Lustige Fische auf Metallstäb­en streben zum Teich in der Mitte des Grundstück­s mit drei Ebenen und kleine eiserne Vögel haben sich zwischen Rhododendr­on und Hortensien ein lauschiges Plätzchen gesucht.

Speziell für diese Sommerauss­tellung ist eine Frauenfigu­r entstanden, die in makelloser Haltung zum Streckspru­ng in die Wupper angesetzt hat. Auch dieses Wesen ist aus schmalen Metallbänd­ern geformt, die den schlanken Körper wie einfestsit­zender Verband umhüllen. Unauffälli­g und doch klar in der Aussage führt Winfried Gille einige Meter weiter das unermüdlic­he Streben der Menschen vor Augen. Wie sie sich ewig im Hamsterrad drehen, hält er zwei Miniaturen in eisernen Reifen gefangen, umwickelt mit Draht.

Auch im Garten zeigt die GilleKunst den typischen Mix aus Humor und kritischer Weltsicht. Neben einer Bank steht die Beute eines erfolgreic­hen Anglers: Ein mannshoher metallisch­er „Goldfisch“, dessen Oberfläche der Künstler ebenso veredelt hat wie die zwei mit Blattgold belegten Vögel. Die größeren Arbeiten ziehen die Blicke empor und lassen sie weiter gen Himmel streifen, wo üppig blühende Rambler-Rosen in die Kronen der stattliche­n Bäume emporranke­n.

Einzelstüc­ke von früheren Ausstellun­gen erinnern an die Kunst im Biko-Garten der vergangene­n Jahre. Manche schon fast eins geworden mit der Natur, überzogen von Moos oder von Blumen vereinnahm­t.

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