Ein Hitdorfer Bühnenkrimi – genial gut wie die britische Vorlage
HITDORF Die Leiche sitzt bereits auf offener Bühne im Rollstuhl, während die Zuschauer im Matchboxtheater noch ihre Plätze einnehmen. Die Suche nach dem Mörder des unbeliebten Waffenfreunds und Großwildjägers Warwick wird das Publikum während der nächsten zweieinhalb Stunden beschäftigen – und durchweg in Atem halten.
Denn das Theaterstück „Der unerwartete Gast“, das neun Mitglieder des Matchbox-Ensembles an diesem Wochenende zur Premiere bringen, hat alles, was ein Agatha Christi-Krimi braucht: eine verzwickte Geschichte, rätselhafte wie eigenwillige Charaktere und diverse Überraschungen, die den kollektiven Verdacht gezielt auf einen neuen potenziellen Mörder lenken.
So können die Besucher bereits in der Pause spekulieren, wer dem Besitzer dieses englischen Landhauses eine Kugel in den Kopf gejagt hat. Mehrere Kandidaten wurden bereits auf dem Silbertablett serviert. Aber Christie-Freunde wissen, dass sich erst einmal jeder verdächtig machen muss, bevor die Geschichte am Ende eine unerwartete Wendung nimmt. Genau das fasziniert Regisseurin Petra Clemens, die als Jugendliche Romane der Autorin verschlang und lange davon träumte, einen Krimi von Christie zu inszenieren. Im Jungen Theater Leverkusen, das sie mitleitet, bot es sich nicht an. Das Ensemble ist zu jung, um glaubwürdig die mitwirkenden Herrschaften zu verkör- pern. Im Matchboxtheater gibt es sie – und außerdem ein Bühnenbildner-Duo (Christian Caspari und Sven Klatte), das den Wunsch nach einem stilechten englischen Landhaus-Salon umsetzte. Inklusive Jagdmuster-Tapete, Kamin, Globus mit Hausbar und ausgestopfter Trophäen stimmt da wirklich alles.
Auch die Darsteller sind in die Zeitmaschine gestiegen, tragen Frisuren und Kleidung der vermögenden Landbevölkerung aus dem alten England. Alle Charaktere sind klar angelegt. Sven Thelen ist der unerwartete Gast, der bei Nebel in der Gegend strandet und zur Tatzeit im Haus Schutz sucht. Er spielt einen Typen mit wachem Geist, der die Regie in die Hand nimmt und die Ermittlungen der Polizei lenkt, die keinen gewieften Ermittler vor Ort hat. Manfred Siller und Stefan Sohn lassen Inspektor und Sergeant hölzern erscheinen. Melanie Rehbein überzeugt als rätselhafte, doch liebenswerte Witwe. Martina Vikanis ist die scharfzüngige Mrs. Warwick sen., Annika Siller und Brita Brocker wissen als Gesellschafterin und Pflegerin ziemlich gut über die Familiengeheimnisse Bescheid. Tina Wollenhaupt überzeugt als nicht ganz zurechnungsfähige Halbschwester des Ermordeten. Das Kriminalstück bleibt spannend bis zum unerwarteten Schluss. Die Premiere ist ausverkauft. Karten gibt es noch für 10. und 17. Juni um 18 Uhr, 19., 22., 20. Juni um 20 Uhr, am 23., 24. Juni um 16 Uhr, sowie am 1., 8. Juli um 18 Uhr, 13., 14. Juli um 20 Uhr im matchboxtheater, Hitdorfer Str. 169. Tickets u.a.: 0214 406-4113.