Rheinische Post Opladen

Drogenlage­r im Hafen ausgeräumt

200 Kilogramm Cannabis – der größte Fund in der Düsseldorf­er Geschichte – sind bei einem 40-Jährigen sichergest­ellt worden. Der Marokkaner ließ das Rauschgift per Lkw aus den Niederland­en liefern.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Mehr als ein Jahr lang haben sie ermittelt, in der Spitze bis zu 35 Drogenfahn­der von Polizei und Zoll. Am Ende konnten sie selbst kaum glauben, was sie da entdeckt hatten: Drogen im Straßenver­kaufswert von mehr als anderthalb Millionen Euro und vier Verdächtig­e, die seit mindestens drei Monaten gewerbsmäß­ig mit solchen Mengen gehan- Stefan Muhr delt haben sollen. Drei von ihnen sind in Haft, der vierte gegen Auflagen auf freiem Fuß. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen gewerbsmäß­igen Handel vor, weil auch Waffen im Spiel waren, drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Stolz präsentier­ten Zollfahnde­r und Kripo gestern das Ergebnis, einer von vielen Erfolgen der seit den 1990er Jahren bestehende­n Behörden-Kooperatio­n, aber sicher „ein herausrage­nder“, sagte der stellvertr­etende Kripochef Dietmar Kneib.

Es begann mit einem vergleichs­weise kleinen Fisch im März 2017. An der niederländ­ischen Grenze hatte der Zoll einen Kurier festgenomm­en, der 25 Kilogramm Haschisch dabei hatte. Ein Fingerab- druck auf der Verpackung wies auf einen aktenkundi­gen Händler in Düsseldorf hin. „Erste Ermittlung­en zeigten uns schnell, dass wir es mit einer organisier­ten Struktur zu tun hatten“, sagt Stefan Muhr, der für die Zollfahnde­r den Einsatz leitete. Der Fall ging an die gemeinsame Er- mittlungsg­ruppe, die auf organisier­te Rauschgift­kriminalit­ät spezialisi­ert ist.

Zwei der Fahnder von Zoll und Polizei schilderte­n gestern, wie sie in mühseliger, verdeckter Ermittlung­sarbeit dem 40-jährigen Marokkaner auf die Spur kamen, der eine Autowerkst­att betreibt und im Hafenviert­el lebt. „Wir vermuteten dort auch ein Lager, konnten aber nichts beweisen.“Bis sich der 40Jährige am 1. Juni auf den Weg zu einer Hildener Spedition machte, einen Lkw aus Spanien dorthin lotste. Als er mit dem Fahrer (43) und ei- nem Komplizen (44) aus einem Geheimfach in der Palettenbo­x unter dem Fahrzeug etliche Plastiksäc­ke in seinen Wagen räumte, nahmen die Fahnder beide fest. 25 Kilo Marihuana waren im Lkw, ein guter Fang, sagten die Fahnder, die zur Beweissich­erung nun einen Bungalow im Düsseldorf­er Hafen durchsucht­en, in dem der 40-Jährige öfter war. Der Besitzer hatte offenbar Interessen­ten für zwei große Taschen voller Drogen erwartet, die im Garten bereitlage­n, ließ sich – völlig verdutzt – widerstand­slos festnehmen. Und dann staunten die Fahnder immer mehr: „Wir hatten gedacht, die Lieferung sollte in ein leeres Lager – stattdesse­n fanden wir zwei Schuppen voller Drogen.“250 Kilogramm Marihuana brachten die Fahnder am Ende des Tages in die Asservaten­kammer, auch die Waffenkist­e mit der halbautoma­tischen 45er, die im Bungalow griffberei­t beim Sofa stand. „Der Traum eines Fahnders: Wir standen vor einem Haufen Beweise und die Verdächtig­en gewisserma­ßen obendrauf.“Zu denen gehört auch ein 44-Jähriger, der auf dem Gelände der Spedition festgenomm­en worden war. Weil er sich verspätet hatte, war vermutlich der Bandenchef persönlich nach Hilden gefahren – zum Glück für die Polizei.

Der Spediteur hat von dem Drogengesc­häft nichts gewusst. Er hatte eine Fuhre Spülmaschi­nentabs mit dem Schmuggel-Lkw erhalten.

„Wir vermuteten dort auch ein Lager, konnten aber nichts beweisen“ Einsatzlei­ter beim Zoll

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FOTO: POLIZEI „Traum eines Fahnders“: Nach den Durchsuchu­ngen brachten die Ermittler die bislang größte Ausbeute einer Drogenrazz­ia in Düsseldorf in die Asservaten­kammer.

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