Streng und Floors auf Rekordjagd
Bei der achten Auflage des Integrativen Sportfests des TSV Bayer 04 überzeugten die Leverkusener Para-Sprinter, die sich gegenseitig zu Bestleistungen antrieben. Kugelstoßer Niko Kappel begeisterte das Publikum mit einem Weltrekord.
LEVERKUSEN Beim Sport sind die Menschen alle gleich – das beweist seit nun rund acht Jahren das Integrative Sportfest des TSV Bayer 04, bei dem Athleten ohne Handicap auf ihre Pendants aus dem ParaSport treffen. Dass es sich bei der Veranstaltung mit Inklusionscharakter um einen hochklassigen Wettkampf handelt, zeigen die Resultate des Wochenendes: ein Weltsowie Europarekord, ein Deutscher Rekord und drei Weltjahresbestleistungen.
Die Sprinter Felix Streng und Johannes Floors trieben sich dabei gegenseitig zu Höchstleistungen und neuen Rekorden. Dem einseitig unterschenkelamputierten Streng gelang im Finale über 100 Meter eine Zeit von 10,67 Sekunden – und somit ein nationaler Rekord. Zum Weltrekord fehlten dem 23-Jährigen indes fünf Hundertstel.
Einen Europarekord stellte Streng dann wenig später über 200 Meter auf. 21,42 Sekunden benötigte er für die halbe Runde im Manforter Stadion. Geschlagen wurde er nur durch Vereinskollege Floors, der mit 21,32 Sekunden eine Weltjahresbestleistung aufstellte. Das war dem ebenfalls 23-Jährigen, der beidseitig unterschenkelamputiert ist, bereits kurz zuvor über 100 Meter gelungen: 10,79 bedeuteten Weltjahresbestleistung in seiner Klasse.
Überboten wurde das Ergebnis nur durch Kugelstoßer Niko Kappel. Der Athlet vom VfL Sindelfingen warf sein 14 Kilogramm schweres Sportgerät auf 14,02 Meter – Weltrekord. „Da ist noch Luft nach oben“, sagte Kappel. „Ich befinde mich ja gerade erst im Aufbautraining.“Es gebe immer Dinge, die zu verbessern seien. Aber das sei gut so, betonte der kleinwüchsige Athlet: „So bleibt man motiviert.“
Noch haben die Athleten Zeit: Vom 20. bis 26. August findet die Para-Heim-EM in Berlin statt. Wohl sicher dabei ist dann Irmgard Bensusan, die am Wochenende über die 400 Meter startete, den angepeilten Weltrekord allerdings verpasste. Sie verriet: „Eigentlich sage ich niemandem meine Ziele – aber wenn ich laufe, dann für Gold.“
Die EM wird zeitgleich das letzte große Event für Heinrich Popow. Mit fünf Goldmedaillen bei Paralympischen Spielen sowie den Welt- meisterschaften im Sprint und Weitsprung ist er einer der erfolgreichsten Para-Athleten aller Zeiten. Ein hilfsbreiter und offener Mensch verlässt die große Bühne des Sports.
Seinen langjährigen Konkurrenten wird er in Erinnerung bleiben. „Er war ein großer Athlet – über viele Jahre“, sagte Weitsprung-Weltmeister Daniel Wagner Jörgensen. Nie werde er vergessen, wie sehr Popow ihm als junger Athlet half, sich auf großen Wettkämpfen zurechtzufinden. „So recht glauben kann ich ihm eigentlich nicht, dass er aufhört. Das sagt er schon seit 2012“, scherzt er. Und der Japaner Atsushi Yamamoto erwähnte nochmals die Titel, die Popow gewann. Ob er ihn vermissen werde? „Nur ein wenig“, sagte er zu und lachte.
Dem TSV wird Popow erhalten bleiben – als Nachwuchstrainer. „Heinrich hat viel Erfahrung und weiß genau, wie sich ein Athlet fühlt – das kann kein Trainer der Welt so leisten“, sagte TSV-Para-Geschäftsführer Jörg Frischmann.