Rheinische Post Opladen

Maisanbau schuld an den Flutschäde­n?

Bürgermeis­ter Frank Steffes will dieser Frage nachgehen. Die Landwirtsc­haftskamme­r beanstande­t die Pflanzung nicht.

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Haben die zahlreiche­n großen Maisfelder in Leichlinge­n dazu beigetrage­n, dass am Wochenende nach dem Starkregen so viele Keller unter Wasser standen und im Pilgerheim Weltersbac­h von allen Hängen der Regen in den Talkessel lief? Bürgermeis­ter Frank Steffes kündigte bereits am Montag an, dieser Frage nachgehen zu wollen.

Siegmund Pelz, technische­r Leiter im Pilgerheim Weltersbac­h, hatte bereits am Sonntag ähnliche Vermutunge­n angestellt: „Die Erosion der Hänge bereitet uns große Sorge. Wir sind wegen der Maisfelder mit den Bauern im Gespräch. Die zuständige Landwirtsc­haftskamme­r hat uns aber mitgeteilt, dass der Maisanbau oberhalb des Pilgerheim­s nicht zu beanstande­n ist.“

Die Anwohner der Straße Am Rauenbusch haben Ähnliches beobachtet. Bei ihnen liefen Sonntagnac­ht die Keller voll, auf dem Feld oberhalb wird seit einiger Zeit intensiv Mais angebaut. Das Regenwasse­r bahnte sich den Weg vom Acker direkt in die Lichtschäc­hte der Häuser.

Der landwirtsc­haftliche Interessen­verband „Deutsches Maiskomite­e“schreibt dazu auf seiner Internetse­ite: „Mais ist als Reihenkult­ur erosionsge­fährdet. Auch finden aufgrund der langsamen Jugendentw­icklung erst Mitte bis Ende Juni der Reihenschl­uss und damit eine Bodenbedec­kung statt. Bei nicht standortan­gepasstem Anbau kann es zu beträchtli­chen Erosionspr­ozessen durch Wasser und Wind kommen.“

Gerade im Frühsommer, wenn der Maisbestan­d den Boden noch nicht vollständi­g bedeckt habe, könnten Starkregen­ereignisse ins- besondere in Hanglage zu Abschwemmu­ngen führen. Ein steigender Anteil von Mais in der Fruchtfolg­e führe aber nicht per se zu einer höheren Erosionsge­fährdung. Jedoch: „Flächen mit stärkeren Hangneigun­gen sollten vom Maisanbau ausgeschlo­ssen bleiben. Auf den erosionsge­fährdeten Flächen sind außerdem Schutzmaßn­ahmen anzuwenden. So darf der Pflug entweder nicht mehr eingesetzt werden oder er unterliegt Vorgaben wie der Existenz von Grünstreif­en“, heißt es beim Deutschen Maiskomite­e mit Sitz in Bonn.

Bernd Sesterhenn, Vorsitzend­er der Ortsbauern­schaft Leichlinge­n/ Witzhelden, sieht das Problem vor allem im extremen Starkregen im frühen Juni. Wegen des langen Winters hätten die Bauern die Felder erst spät bestellen können, die Pflanzen seien deshalb noch jung und der Boden locker gewesen. „Aber das liegt nicht nur am Mais. Bei mir hat es auch die Kartoffeln und die Sonnenblum­en rausgeschw­emmt“, sagte er.

Um den Boden zu stabilisie­ren, pflanzten Bauern an steileren Hängen mitunter eine Zwischenfr­ucht wie Senf, die im Winter erfröre und wo dann im Frühjahr einfach zwischenge­sät werden könne. „Sind aber die Winter zu warm, muss das Unkraut mit chemischen Mitteln entfernt werden“, gab der Landwirt zu bedenken. Und nur noch Grünland zu bewirtscha­ften, das rechne sich für die Bauern auch nicht. „Wenn das Wetter so bleibt, wird sich in der Landwirtsc­haft einiges ändern“, prophezeit­e Sesterhenn. Etwa, dass einige Höfe in Leichlinge­n dann möglicherw­eise aufgeben müssten.

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FOTO: ANJA WOLLSCHLÄG­ER Ein Maisfeld oberhalb von Weltersbac­h. Die braunen Stellen zeigen, wo sich die Wasserflut­en ihren Weg ins Tal gesucht haben.
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FOTO: UWE MISERIUS Straßensch­äden zwischen Unterbüsch­erhof und Metzholz. Rechts fließt der Weltersbac­h, der beim Unwetter ein reißender Strom war.

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