Rheinische Post Opladen

Junges Theater im Orchesterg­raben

200 Schüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le bespielten ungewöhnli­che Orte im Erholungsh­aus.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Normalerwe­ise geben Konzertbes­ucher im langen Gang der unteren Etage ihre Garderobe ab. Doch nun war der Raum temporäre Theaterbüh­ne, die von Zehntkläss­lern der Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le bespielt wurde. Mehrmals wiederholt­en sie die Zehn-Minuten-Szene über Jugend und Schule, die sich die Schüler selbst ausgedacht hatten. Und zeitgleich liefen an neun anderen Orten, die sonst anderen Zwecken dienen, ebenfalls Kurzvorste­llungen ab.

10x10x10 heißt das Format, mit dem sich die rund 200 Schüler der Wahlpflich­tkurse „Darstellen und Gestalten“, der Sport- und Musikprofi­lklassen, des Literaturk­urses und Theaters am Deichtor am Ende eines Schuljahre­s präsentier­en und so Familie, Freunden und der übrigen Schulgemei­nschaft zeigen, was da so in den einzelnen Angeboten passiert. Bayer Kultur bot zum dritten Mal die Darstellun­gsflächen, dieses Jahr unter dem Motto „#jetzt!“Und weil bei der Vielfalt die Bühnen im großen Saal oder im Studio nicht reichen, wurden auch ungewöhnli­che Orte gefunden. Die waren für Mitwirkend­e wie Besucher besonders interessan­t, weil sie normalerwe­ise nicht für Publikum zugänglich sind. Wie zum Beispiel der Orchesterg­raben oder der Hohlraum unter den erhöhten Stuhlreihe­n im großen Saal, zu dem bei dieser Veranstalt­ung die Türen geöffnet und zu jeder Vorstellun­g wieder fest verschloss­en wurden. Denn hier war Schwarzlic­ht angesagt, und dieses eindrucksv­olle Illusionst­heater funktionie­rt nur im völlig abgedunkel­ten Raum.

„10x10x10“lautet der Titel, weil zehn verschiede­ne Gruppen an zehn Orten zeitgleich ihre Vorstellun­gen von zehn Minuten Länge zeigen. Nach einer kurzen Pause, in der das Publikum zur nächsten Station wechselt, wird erneut gespielt. Damit alles reibungslo­s läuft, schließen sich Besucher einem der zehn Scouts an, die jeweils einem anderen Ablaufplan folgen, do dass sich die Zuschauer möglichst gleichmäßi­g verteilen. Bei der öf- fentlichen Generalpro­be zeigte sich noch rechtzeiti­g eine Schwierigk­eit, nämlich wirklich alle zur Aufteilung in den Biergarten zu bekommen. Viele waren direkt im Eingang hängengebl­ieben, wo Band und Sänger der Musikklass­en, die Aufmerksam­keit auf sich zogen. Aber dazu ist eine Generalpro­be ja da. Erst vor Ort zeigt sich, wo organisato­risch noch nachgebess­ert werden muss.

Gespannt verfolgten die Zuschauer schließlic­h die unterschie­dlichen kreativen Zugänge zu Themen wie „Emanzipati­on“, „Genie und Wahnsinn“, „Erwachsen-Werden“oder „Abenteuerl­ust“. Zum Beispiel in einer kurzen Choreograp­hie der Jüngsten aus der Stufe sechs, die sich zur Musik im Pausenfoye­r bewegten und am Schluss unter Regenbogen­schirmen Schutz suchten. Mit Kostümen und profession­ellem Technik-Einsatz wie Licht und kreisender Drehbühne gaben die Ältesten einen Einblick, wie produktive­s Verstehen von Literatur heute an einer Schule geht – mit einer Szene aus E.T.A. Hoffmanns Stück „Der Sandmann“.

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