Stadtbäume im Dauerstress
Hitze, Kälte, Sturm und Trockenheit – wie sich städtische Grünpfleger um 48.500 Bäume kümmern.
LEVERKUSEN Stadtbäume sind nicht nur optisch ein klarer Vorteil für das urbane Leben, sondern bieten auch ökologische, soziale und ökonomische Vorteile. Bäume speichern Kohlendioxid (CO2), filtern Staub und regulieren das Klima einer Stadt, heißt es in einer Beschreibung der vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau getragenen Initiative „Grün in die Stadt“.
Doch wie sieht es in Leverkusen aus? In einer Stadt, die ihre Baumsatzung abgeschafft hat und die nach Meinung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – im Vergleich zu den Vorjahren – nie zuvor so viele Bäume gefällt hat?
„Außerhalb der Brutzeiten ist schnell und überall die Säge da“, beschwert sich deshalb Ratsmitglied Dirk Danlowski. Überhaupt herrsche in der Bevölkerung der Eindruck, dass sich viele Baumfällungen vermeiden ließen, wenn Schäden frühzeitig behandelt würden. „Manche Fällungen mögen ja begründet sein. Trotzdem bedauere ich das. Und wenn Ersatzpflanzungen irgendwo im Stadtgebiet vorgenommen werden, nutzt mir das rein gar nichts“, ergänzte Danlowski.
„Das stimmt so nicht“, entgegnete Manfred Witowski, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Stadtgrün und Abteilungsleiter Neubau auf Nachfrage. Laut Statistik wurden im Vorjahr insgesamt 361 Bäume gefällt. Darunter waren 204 klassische Einzelbäume an Straßen, in Grünflächen und Außenanlagen von städtischen Gebäuden sowie auf Friedhöfen. Die restlichen 157, verschieden große Bäume, die in geschlossenen Gehölzbeständen standen, wurden zur Bestandspflege entnommen. Dabei handelte es sich überwiegend um „ausgesamte Bäume“. Bezogen auf den gesamten Baumbestand von rund 48.500 Bäumen im öffentlichen Grün seien somit insgesamt nur 0,68 Prozent des Bestandes gefällt worden.
Ersatzpflanzungen – konkret 266 Ersatzbäume in der letzten Pflanzperiode – am gleichen Ort seien mangels Raum oft nicht möglich, weshalb man auf Alternativstandorte angewiesen sei.
Auch in puncto Schadensbehandlung widersprach Witowski. „Wir haben entsprechende Fachleute, die Schäden in Augenschein nehmen und zeitnah beheben. Immer geht das nicht, zum Beispiel, wenn altersbedingte Störungen vorliegen, weil die Bäume ihren Lebenszenit erreicht haben.“Andere Beeinträchtigungen seien zu immens, als das sie kuriert werden könnten. Überdies nagten Umweltbedingungen an den Bäumen. „Straßenbäume sind stetigem Stress unterworfen“, verdeutlichte der Fachmann und nannte Hitze, Trockenheit oder Kälte als Gründe für extreme Rahmenbedingungen.
Deshalb weiche man bei Neu- pflanzungen speziell auf Bäume aus, die vor allem gegenüber Trockenheit unempfindlicher seien. Wie etwa ungarische Eiche, Judasbaum oder Eisenholzbaum. Darüber hinaus würden neuerdings spezielle Bodensubstrate eingearbeitet, um eine tiefere Durchwurzelung zu ermöglichen und damit eine bessere Widerstandsfähigkeit gegen Stürme zu fördern.