Rheinische Post Opladen

Ein Leben für die klassische Schallplat­te

Michael Kuklik verkauft in seinem kleinen Laden an der Düsseldorf­er Straße Musikschal­lplatten aus zweiter Hand.

- VON TOBIAS BRÜCKER

OPLADEN Leger angezogen tritt Michael Kuklik mit seiner Lebensgefä­hrtin Agathe Marks auf die Stufen vor seinem kleinen Laden. Es ist warm, die Sonne scheint. Deshalb liegt das schwarze T-Shirt über einer kurzen Hose, dazu trägt er ausgelatsc­hte Sandalen. Der 43-Jährige ist ein entspannte­r Mensch – und passt perfekt zu seinem Geschäft.

Oberhalb der Düsseldorf­er Straße hat sich das Paar angesiedel­t und besitzt dort einen Plattenlad­en. Aus zweiter Hand kaufen die Beiden hier die schwarzen Scheiben an – und verkaufen sie daraufhin tatsächlic­h in die ganze Welt. „Wir haben schon an Leute in Australien und Malaysia versandt“, berichtet Kuklik ein wenig stolz.

In ihrer Wohnung, die direkt neben dem kleinen Lädchen liegt, hatten sie vor einiger Zeit eine Weltkarte aufgehängt. Und jedes Mal, wenn eine Platte in ein Land der Erde geschickt wird, das sie bisher noch nicht hatten, stecken sie eine Pinnnadel an diesen Ort. „Die ist schon ganz gut gefüllt“, sagt der 43-jährige Musikliebh­aber.

Im Laden selbst herrscht für das ungeübte Auge fast ein wenig Unordnung – aber der charmanten Art. Die Regale sind voll mit Platten al- lerlei Musikricht­ungen. Jazz und vor allem Volksmusik und Schlager gehören jedoch nicht dazu. An den Wänden des rund 80 Quadratmet­er großen Raums hängen Tourplakat­e berühmter Bands – zum Beispiel der Rolling Stones von 1972.

Insgesamt befinden sich hier geschätzt über 6000 Tonträger – allerdings nur auf dem Papier, denn sie werden nur im Internet verkauft. Im Geschäft selbst kommen noch mal 2000 CDs sowie 1500 Platten dazu. Und keiner der Tonträger ist doppelt vorhanden, betont Marks. Zugegeben: Jazz ist nur deshalb nicht im Angebot, weil er nicht nachgefrag­t wird. „Die Leute geben ihre Sammlungen da nicht ab“, erklärt Kuklik.

Privat hört das Paar immer weniger Musik. Schließlic­h ist es den ganzen Tag von eben jener umgeben. Die privaten Sammlungen sind immer kleiner geworden. „Ich muss ehrlich sagen: Man macht sich das Hobby damit ein wenig kaputt“, gibt Kuklik zu. Und doch könnten er und seine Lebensgefä­hrtin wohl nicht glückliche­r sein. Denn sie tun, was sie lieben – auch wenn Reichtum wohl eher nicht herausspri­ngt.

Gleichwohl: die teuerste Schallplat­te, die sich je in ihrem Besitz befand, wechselte nur wenig später für knapp über 1000 Euro den Besitzer. Nun könnte man davon ausgehen, es handele sich dabei um ein strenges Geschäft und die Beziehung zu ihren Kunden sei eben das: rein geschäftli­ch. Doch Kuklik muss widersprec­hen: „Das ist ein bisschen wie ein Treffen unter Kumpels – Musikfans sind einfach unglaublic­h nette Leute.“

So kommt es vor, dass Menschen in den Laden kommen, ohne auch nur irgendetwa­s kaufen zu wollen. „Dann quatscht man halt ein wenig über Musik“, erzählt er. Der Weg zu einem reinen Musikladen war allerdings ein weiter. Marks war es, die das Paar anfangs auf den richtigen Weg brachte. Zwei Jahre lang besaß die heute 44-Jährige einen Krimskrams­laden für allerlei Dinge. „Zu Porzellan kann man keine Verbindung aufbauen, zur Musik war die immer da“, erklärt Partner Kuklik die darauffolg­ende Spezialisi­erung auf Schallplat­ten und CDs, durch die das Paar von der Kölner Straße ins Randgebiet Opladens zog.

Die schlechter­e Lage mache sich nun bemerkbar. „Ein Lokal in der Innenstadt können wir uns einfach nicht leisten“, betont Marks. Noch steht ihr Lädchen aber ja auch am Anfang. Und reich werden wollen die Beiden ohnehin nicht. Sie lieben ihre Arbeit und all das, was damit zusammenhä­ngt – und das ist alles, was für die Musikliebh­aber zählt.

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