Rheinische Post Opladen

Artenschut­z für Dezernenti­n

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Die wiederholt­en Planungspr­obleme im Baudezerna­t mit millionens­chweren Kostenstei­gerungen und die Diskussion um dessen Leiterin, Andrea Deppe, weiten sich zusehends zu einer handfesten politische­n Affäre aus.

Den vorläufige­n Höhepunkt setzte der Leverkusen­er CDU-Parteivors­itzende Frank Schönberge­r selbst, als er jüngst im Bauausschu­ss der Baudezerne­ntin öffentlich den Rücken stärkte. Die Kritik der Medien an Deppe sei „persönlich“und zudem unbegründe­t, raunzte er. Ein klassische­s Eigentor mit grotesken Zügen. Dass Schönberge­r mit der Baudezerne­ntin persönlich verbunden ist, gilt im Umfeld des Rathauses als offenes Geheimnis. Bei großen Stadtfeste­n machen beide keinen Hehl daraus. Dass er als baupolitis­cher Sprecher seiner Fraktion im Ausschuss offen für die Dezernenti­n eintritt, sorgte im Ausschuss für Irritation­en.

Denn selbst in der eigenen Partei wird Schönberge­rs Funktion und seine private Verbindung längst mit Sorge gesehen. Eine zentrale Funktion des Stadtrates ist es, die Arbeit der Verwaltung zu kontrollie­ren. Kann der baupolitis­che Wortführer der größten Ratsfrakti­on die Leistungen einer Baudezerne­ntin unbefangen bewerten, wenn er mit ihr privat liiert ist? Nein, das kann er nicht. Deshalb sollte Schönberge­r den Bauausschu­ss verlassen und somit weiteren Schaden von sich und seiner Partei abwenden.

Die Grünen betreiben unterdesse­n politische­n Artenschut­z für „ihre Dezernenti­n“, schließlic­h waren sie es, die Andrea Deppe vorgeschla­gen hatten. Fraktionsc­hefin Roswitha Arnold, der ebenfalls eine private Nähe zur Baudezerne­ntin nachgesagt wird, verstieg sich jüngst sogar zu der Behauptung, es habe keine Planungsfe­hler gegeben. Nur ein kurzer Blick auf das letzte Projekt, das Dach des Wiesdorfer Busbahnhof­s, zeigt das offenkundi­ge Gegenteil: 80 Prozent Kostenstei­gerung, als Abschreibu­ngszeitrau­m wurden 80 Jahre festgelegt.

Schließlic­h unterstütz­t auch der Bauausschu­ss-Vorsitzend­e, Peter Ippolito (SPD), die Dezernenti­n nachdrückl­ich. Was bewegt ihn? Die Sorge, die massiven Fehlkalkul­ationen bei Bauprojekt­en der jüngsten Zeit könnten auch ihn beschädige­n? Oder letztlich sogar „seinen“Oberbürger­meister? Doch gerade das wäre ein Grund, endlich für Transparen­z und Aufklärung im Baudezerna­t zu sorgen, bevor die nächste „Überraschu­ng“folgt.

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