Basketball-Asse sind auf Rollen unterwegs
Paula Aldea und Tobias Mitschke sind hervorragende Rollstuhl-Sporter. Das hilft ihnen auch im Leben.
LANGENFELD Paula Aldea (17) ist nach einer Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs von den Schulterblättern an querschnittsgelähmt. Seit fünf Jahren sitzt sie im Rollstuhl. Tobias Mitschke (17) ist mit zwei unterschiedlichen Körperhälften zur Welt gekommen. Die rechte Seite ist muskulär unterentwickelt. Beide treiben leidenschaftlich gerne Sport. Am Samstag sind sie beim Rollstuhl-Basketballturnier in der Wilhelm-Würz-Halle dabei und freuen sich, gemeinsam mit Nichtbehinderten anzutreten. Zugesagt haben Handicap-Sport-Wuppertal und Ballers‘ Paradise, One World und One Team aus Hilden.
Der Sport bedeutet für Paula und Tobias sehr viel mehr, als ein gesunder Mensch sich vorstellen kann: Er ist Hoffnung, Ablenkung, das Gefühl, etwas zu leisten, Möglichkeit, den Alltag zu vergessen und trotz Handicap Spaß an der Bewegung zu haben. Paula hat es nach zweieinhalb Jahren in der Basketball-Gruppe der Behinderten-Sport-Gemeinschaft (BSG) zur Trainerin gebracht. Tobias, seit 2013 aktiver Basketballer, spielt im Landeskader NRW. Der junge Mann nennt sich selbst „leistungsorientiert“, während Paula vor allem Freude und Gesellschaft beim wöchentlichen Training sucht. „Eine Jahr habe ich gebraucht, um bei der BSG anzuklopfen“, sagt sie. Mama Petra Aldea übte sanften Druck aus. Mit Erfolg. Die junge Frau macht heute einen selbstsicheren Eindruck. Im Rollstuhl ist sie flink und geschickt wie ein Wiesel.
Das war nicht immer so. „Im ersten Jahr habe ich mich regelrecht verkrochen“, erzählt Paula. „Ich konnte das Glück anderer junger Leute nicht ertragen. Ich fühlte mich minderwertig und ausgeschlossen.“Als Zuschauerin beim Behinderten-Lauf in Langenfeld, bei dem jeder, der ein Handicap hat, auf Rollen unterwegs ist, fing sie Feuer. Die selbstbewussten fröhlichen Teilnehmer machten ihr Mut. Sie versuchte es bei der Basketballabteilung der BSG. „Zu Bällen hatte ich immer ein gutes Verhältnis“, sagt die lebhafte 17-Jährige. Das re- gelmäßige Training ist das wöchentliche Highlight. „Das sind zwei Stunden ohne Ärzte und Physio, ohne Gespräche über Schmerzen und ohne Sorgen“, sagt sie. „Wir machen sogar Witze über unsere Behinderung. Ich habe auch die Angst verloren, über Rampen und Stufen zu fahren. Die meisten Rollstuhlfahrer wissen einfach gar nicht, wie man richtig fährt und was man alles kann.“Sogar aufs Wakeboard beim Wasserski hat sie sich kürzlich getraut. „Ich bin erst mit jemandem zusammen gefahren und dann allein. Auf dem Bauch liegend hat das wunderbar geklappt.“
Auch für Tobias Mitschke ist der Sport mehr als nur ein Hobby. „Er ist gut für die Psyche und meine Gesamtentwicklung. Durch das Training habe ich zum ersten Mal etwas anderes kennengelernt als nur den Schulalltag in Köln. Die sportliche Gemeinschaft ist mir viel wert“, sagt der 17-Jährige.
Am Samstag zählt er in der Wilhelm-Würz-Halle zu den alten Hasen. Turniere sind für ihn nichts Neues. „Ich freue mich immer wieder, wenn ich auf den Platz darf und mich mit anderen messen kann“, erklärt er. Am Samstag wird Tobias im Rollstuhl sitzen wie alle anderen Teilnehmer – auch die Nichtbehinderten. Und das, obwohl er nach vielen Jahren hartem Training „erheblich besser laufen kann als früher.“