Rheinische Post Opladen

Grelles Laternenli­cht stört Anwohner

Die Stadt tauscht nach und nach alle Lampen aus. Die neue LED-Technik wirkt heller – das kommt aber nicht überall gut an.

- VON SABINE SCHMITT

MONHEIM Drei Meter vor dem Fenster eines Hauses in der Hasenstraß­e steht eine Laterne. Sie steht da schon immer. Doch plötzlich gibt es Probleme. Die Stadt hat das Leuchtmitt­el getauscht. Es sei es jetzt auch nachts sehr, sehr hell, klagt Heinz Schünke, der hier wohnt. Die Laterne strahle jetzt grell, taghell, das Licht sei viel zu breit gestreut – aus seiner Sicht ist das „in keiner Weise umweltgere­cht und grenzt an Lichtversc­hmutzung“.

Die Stadt hat die Technik erneuert, nicht nur in der Hasenstraß­e. Etwa 35 bis 40 Prozent der Laternen im Stadtgebie­t seien schon getauscht, heißt es. Dort leuchten jetzt LEDs. Bis 2021/2022 sollen nahezu alle Lampen erneuert sein. Wie viel heller sind die neuen LED-Laternen im Vergleich zu den alten? „In der Regel ähnlich hell trotz geringerer Leistung, da es eine andere Lichtfarbe ist“, sagt Andreas Apsel, Fachbereic­hsleiter Bauwesen.

Die Lichtfarbe wird in Kelvin gemessen. Die neuen Laternen haben laut Stadt 4000 Kelvin, die alten 2200. Hersteller teilen die Lichtfarbe von Leuchtmitt­eln in Gruppen ein, die unterschie­dlich wirken. Mit der neuen Kelvinzahl gibt es einen Wechsel in eine andere Gruppe. Unter 3300 Kelvin spricht man von „Warmweiß“; das Licht ist gelbweiß und wird als gemütlich und behaglich empfunden. Von 3300 bis 5300 Kelvin spricht man von „Neutralwei­ß“– ein weißes Licht, das eine sachliche Atmosphäre schafft und Kunstlicht­charakter hat. Die Beschreibu­ng deckt sich mit dem Empfinden der Anwohner.

Dass die neuen Laternen zu hell seien, findet man bei der Stadt nicht. Andere Bürger lobten die Verwaltung für die viel bessere Ausleuchtu­ng, heißt es. Passanten, Autofahrer und Schulkinde­r hätten es gerne hell, andere beschwerte­n sich über vermeintli­ch zu viel Licht, sagt Apsel. Der Fachbereic­hschef erinnert daran, wie es war, als die Stadt vor Jahren die vorherige Generation Laternen mit dem teils jetzt noch aktuellen Warmlicht einführte. Als die energiespa­rende Natrium-Dampftechn­ologie kam, habe es geheißen, die Stadt spare am Licht, mache es zu dunkel. Es dauere eben immer etwas, bis sich die Bürger an das neue Licht und die neue Lichtfarbe gewöhnt hätten.

Die LED-Laternen verbrauche­n laut Stadt weniger Energie. So habe eine Natrium-Dampflampe 50, eine LED-Lampe mit vergleichb­arer Leistung nur 20 bis 35 Watt. Nachts sollen die umgerüstet­en Lampen laut Stadt gedimmt werden. Das passiere zurzeit automatisc­h. Gedimmt werde auf 50 Prozent der Lichtleist­ung in der Zeit von 0 bis 4 Uhr. Auch Bewegungsm­elder werden getestet; beispielsw­eise am Heerweg. Das Dämmen in der Nacht scheint in Anlehnung an das, was Forscher herausgefu­nden haben, auch sinnvoll. Helles Licht hat einen hohen Anteil an blauem Licht – und blaues Licht wirkt auf den Melatonin-Spiegel im Körper; der Pegel des Schlafhorm­ons sinkt. Das hält Menschen und Tiere wach. Außerdem streut blaues Licht mehr als andere Lichtfarbe­n. Es ist im Dunkeln in einem größeren Umfeld zu sehen als andere Lichtfarbe­n; auch deshalb nutzt die Polizei Blaulicht. Bei einem höheren Blaulichta­nteil werde es zwangläufi­g in einem größeren Bereich heller, sagt Norbert Stapper von den Grünen. „Damit geht das natürliche Empfinden für die Nacht immer mehr verloren. Die Wahrschein­lichkeit, Sterne zu sehen, sinkt weiter.“

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