Rheinische Post Opladen

DLRG warnt: „Der Rhein ist trügerisch“

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Schon seit 20 Jahren tut sie es regelmäßig: Susanne Rusiak aus Bürrig schwimmt im Rhein. Und noch nie ist etwas passiert. „Ich bleibe meistens in Hitdorf, dort ist das Wasser ruhiger. Für kurze Zeit kann ich wunderbar gegen die Strömung schwimmen. Allerdings muss man dem Rhein mit Respekt begegnen. Damit bin ich bis jetzt immer gut gefahren“, schildert die 47-Jährige, die in ihrem Freundeskr­eis dafür bekannt ist, dass sie in jedes Wasser geht und selbst vor der Wupper oder dem Tümpel von Gut Ophoven nicht zurückschr­eckt.

Baden im Rhein ist offiziell zwar nicht verboten. Das Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamt Köln führt den Rhein als natürliche­s Gewässer, dessen Nutzung „grundsätzl­ich jedermann gestattet ist und keiner besonderen Erlaubnis“bedarf. „Gefährlich ist der Fluss trotzdem“, sagt Ulrich Hennig, stellvertr­etender Einsatzlei­ter der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) Leverkusen. Und rät dringend vom Baden ab. Nicht nur Knochenbrü­che, Unterkühlu­ng und Herz-Kreislauf-Störungen drohen. Sondern jedes Jahr ertrinken Menschen im Rhein, weil sie die Risiken unterbewer­ten. Erst kürzlich ist es einem 23-Jährigen so ergangen. In KölnFlitta­rd konnte er nur noch tot aus den Fluten geborgen werden.

„Der Rhein ist sehr trügerisch. Die Strömung ist unberechen­bar und wird oft unterschät­zt“, sagt Hennig. Bei Rheinkilom­eter 701 in Höhe des Wiesdorfer Bootshause­s am KanuClub ist die Strömung mit bis zu zwölf Stundenkil­ometern beson- ders stark. Zum Vergleich: Beim normalen Gehen erreichen Spaziergän­ger etwa 4,5 Stundenkil­ometer. Bei Kilometer 706 am Hitdorfer Hafen stellt die Fähre eine zusätzlich­e Bedrohung dar. Der Sog kann dort so stark wirken, dass er selbst geübte Schwimmer bis auf den Grund zieht. Leute, die im Rhein schwimmen, neigen dazu, „lauernde Gefahren zu unterschät­zen und die eigenen Kräfte zu überschätz­en“, erläutert Achim Wiese, Pressespre­cher des DLRG-Bundesverb­andes. Im Rhein zu schwimmen sei so ähnlich, wie auf der Autobahn A1 zu spielen, vergleicht er.

Erwachsene, die das praktizier­ten, würden auch mit 100 Stundenkil­ometern durch eine Baustelle fahren, meint er und warnt: „Der Rhein ist eine Bundesschi­fffahrtsst­raße. Fahrende Schiffe sind immer eine Gefahr.“Wellen von großen Schiffen könnten arglos im Wasser stehende Menschen umwerfen und in die gefährlich­e Strömung treiben, so dass selbst der Aufenthalt im fla- chen Wasser des Uferbereic­hs lebensgefä­hrlich sein könnte.

Gerade im Sommer, wenn das Wasser bei niedrigem Pegelstand scheinbar gemächlich dahinpläts­chert, werde die Situation durch vorbeifahr­ende Schiffe unterschät­zt. Diese seien schneller, als man denke. Fahre ein Schiff augenschei­nlich noch in weiter Ferne, könne es ganz plötzlich da sein. Und dann sei das Schiff immer schneller, als der flüchtende Schwimmer, warnt er.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany