Städtische Millionenprojekte: Kindergarteneltern sind wütend
LEVERKUSEN Die 15 Mitglieder des Stadtelternrates um Vorsitzende Irina Prüm kritisieren angesichts städtischer Millionenprojekte scharf die Leverkusener Kindergartenpolitik: „Ein Rechtsanspruch auf einen neuen Busbahnhof oder neues Pflaster in einer Fußgängerzone ist uns nicht bekannt, der Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in Kita oder Tagespflege schon. Daher löste die Nachricht über die Kostensteigerung beim Busbahnhof Wiesdorf Wut in uns aus.“Wenn man Finanznöte habe, sollte man erst erledigen, was nötig sei – danach könne man die Stadt verschönern. Prüm schreibt auf unsere Anfrage weiter (hier Auszüge): „2017 wurde der große Mangel an Betreuungsplätzen (Defizit: 439 Plätzen) publik. Der Aufschrei der Parteien war groß. Was hat sich geändert? U3-Plätze Für 2018/19 gibt es laut Stadt für U3-Kinder 1202 Kita-Plätze und 460 Tagespflegeplätze. Wir glauben: Ca. 60 Prozent der Eltern mit U3-Kindern wollen einen Betreuungsplatz. Das wären insgesamt ca. 2.570 Plätze. Im August fehlen somit ca. 930 Plätze im U3-Bereich. Ü3-Plätze Trotz neuer Kitas werden im August noch 220 Plätze für Drei- bis Fünfjährige (Betreuungsquote: 95 Prozent) fehlen, im August 2019 ca. 111 – ohne zusätzliche Kitas Tendenz wieder steigend. Die Stadt wunderte sich im Januar öffentlich, warum so viele Anträge auf Erfüllung des (Kita-)Rechtsanspruches gestellt wurden. Wir glauben, dass die hohe Anzahl der Anträge auf der falschen Berechnungsgrundlage von 42 Prozent für U3-Kinder resultiert und auf der Angst von Ü3-Eltern. Denn bei einer Betreuungsquote von 95 Prozent müssen diese befürchten, für ihre bald schulpflichtigen Kinder ohne Antrag keinen Platz zu erhalten. Ob zudem die angebotenen Stundenkontingente passen, können wir nur erahnen. Viele Eltern haben ein Problem mit Plätzen ohne Übermittagsbetreuung. Wir erhalten Berichte, dass Eltern einen 45-Stundenplatz für ihr einjähriges Kind annehmen müssen, obwohl ihnen 25 oder 35 Stunden ausreichten, oder nur 35 erhalten, obwohl sie mehr benötigen.
Wir empfinden es als großes Problem, dass in Leverkusen die Jugendhilfeplanung nicht so durchgeführt wird, wie es laut Gesetz sein müsste: 1. Bestand an Einrichtungen feststellen, 2. Bedarf ermitteln, 3. Bedarf befriedigen/Ausbauplanung erstellen. Das wäre der erste und wichtigste Schritt zur Situati- onsverbesserung! Wir haben das Thema ,Jugendhilfeplanung’ mit Stadt und Politik erörtert. Wir erfuhren nicht, ob sich etwas ändern wird oder es ein Rätsel bleibt, wie viele Eltern einen Betreuungsplatz mit welchem Umfang möchten.
Wir meinen, dass der Bedarf unzureichend ermittelt wurde und dass es zu lange dauert, bis neue Kitas entstehen. Derzeit könnte man fast meinen, die Stadt ,bekämpft’ den Platzmangel, indem sie die Hürden für Eltern höher legt: geschehen mit den einheitlichen Vergabekriterien für alle 40 städtischen Kitas und 2017 mit der Satzung zur Tagespflege.“