60 Männer reisen musikalisch um die Welt
Für Chorleiter Ulrich Jung war das Sommerkonzert des Bayer-Männerchores im fast ausverkauften Erholungshaus schon ein kleiner Abschied. Nach den Weihnachtskonzerten zum Ende des Jahres ist für ihn in Leverkusen Schluss.
LEVERKUSEN Bestens gelaunt präsentierte der Männerchor Bayer Leverkusen am Samstag sein Sommerkonzert unter dem Titel „Summer in the city“. Sein Stammpublikum vermochte der 60-köpfige Männerchor im nahezu ausverkauften Erholungshaus – passend zum Thema – vor allem mit locker-leichten Sommerliedern wie „Funiculi, funicula“(Friedrich Zimmer), „Thank you for the music“(Abba) oder „Auf uns“(Andreas Bourani) zu begeistern. Werke des einstigen Dirigenten Hermann-Josef Rübben, der das Ensemble zwischen 1965 und 1994 leitete, den Taktstock aus Altersgründen niederlegte, im März 2017 starb und in diesem Jahr 90 Jahre geworden wäre, blieben insgesamt in der Unterzahl. Ursprünglich hatte sein Nachfolger Ulrich Jung (68) genau das aber vorgesehen. Er war vom Chor überstimmt worden. So boten die Akteure, reich an Stimmen und vielseitig im Repertoire, insgesamt eine bunte Mischung verschiedener Kompositionen aus fernen Ländern.
Einige dieser Länder hatte der Chor zu seinen besten Zeiten – als die Reisen noch durch die Firma Bayer gesponsert und zu großen Teilen finanziert wurden – zusammen mit Rübben bereist. Doch der Mann, der den Männerchor Bayer Leverkusen weit über die Grenzen der Chemiestadt hinaus bekannt gemacht hat, erlebte nicht nur mit seinen Sängern viele gute Jahre. Sondern das galt auch für den von ihm gegründeten Frauenchor Bayer Leverkusen, für den er ebenfalls zahlreiche Titel komponierte. Ihrem einstigen Chorleiter zu Ehren saßen viele ehemalige Sängerinnen im Publikum. „Im Stillen habe ich alle Lieder mitgesungen“, sagte Anneliese Ebner, die vieljährige Vorsitzende des Frauenchores, während der Langenfelder Frauenchor für besondere musikalische Höhepunkte sorgte.
Der siebenfache „Meisterchor im Chorverband NRW“begeisterte – im Gegensatz zu den Männern – ausschließlich mit perfekt vorgetragenen und teilweise mit Choreografie präsentierten Rübben-Werken. „Schön, dass beide Chöre das kompositorische Schaffen meines Vaters würdigen“, sagte Chorleiterin Claudia Rübben-Laux. Auch Elisabeth Rübben, Witwe des Verstorbenen, war bei diesen und den folgenden Worten ihrer Tochter gerührt: „Ich bin sicher, er sitzt auf einer Wolke und hat große Freude, während er zu uns runterschaut und sagt: Endlich mal richtige Musik“, ergänzte Rübben-Laux.
Für Ulrich Jung war dies eines seiner letzten Konzerte. Die bevorstehenden Weihnachtskonzerte wird er noch dirigieren, danach konzentriert er sich nur noch auf seinen Chor in Bochum. „Es war eine tolle Zeit in Leverkusen“, sagte er leicht traurig, „aber die Umstände sind anders geworden. Die Firma Bayer akzeptiert künftig keine zwei Chorleiter mehr. Also höre ich auf.“
Ob Vizedirigent Harald Jüngst an seine Stelle tritt, steht bislang nicht fest. Die Entscheidung fällt im Herbst.