Rheinische Post Opladen

Intensiv-Fahrschule – in zwei Wochen zum „Lappen“

- VON GABI KNOPS-FEILER

OPLADEN Als Gunter Wiegand in den vergangene­n Tagen die Fußballwel­tmeistersc­haft verfolgte und den jungen Bayer 04-Spieler Julian Brandt im Fernsehen sah, freute er sich. Denn zu dem 22-Jährigen, der als eines der großen Talente der Zukunft gilt, hat er eine besondere Verbindung: Brandt hat in seiner Opladener Fahrschule den Führersche­in erworben. So, wie übrigens auch viele andere seiner Vereinskam­eraden. Als Geheimtipp unter Fußballern gilt die Ausbildung bei dem 68jährigen Fahrlehrer dennoch nicht. Denn dazu ist Wiegand, der in der Region als Erfinder der „Intensivfa­hrschule“gilt, viel zu bekannt.

Heißt, bei ihm erwerben Fahrschüle­r ihre Berechtigu­ng nicht, wie meist üblich, innerhalb von drei oder vier Monaten. Sondern ein- schließlic­h Prüfungen innerhalb von 14 Tagen. Wie er auf diese Idee kam, erläutert Unternehme­r so: „Das System, den Führersche­in zu erhalten, hat sich verändert“, sagt Wiegand, der mit seiner Fahrschule erst vor kurzem in die Stadtmitte zum Opladener Platz 3 umgezogen ist, nachdem die Unterricht­sräume zuvor über Jahre recht versteckt in der Straße Am Kettnersbu­sch lagen. „Früher stand Theorie dreimal pro Woche für 45 Minuten auf dem Stundenpla­n, zusätzlich wurde praktische­r Unterricht zweimal pro Woche erteilt. In der Regel dauerte es drei bis vier Monate, bis ein Fahrschüle­r die Berechtigu­ng bekam.“

Aber er bemerkte eine Tendenz zum schnellere­n Erwerb und stellte 2006 das gesamte System auf den Kopf. Fortan war täglicher Unterricht angesagt, weil 14 Blöcke zu je 90 Minuten theoretisc­her Unter- richt von Gesetzes wegen vorgeschri­eben sind. Also bot er Intensivtr­aining zum Beispiel für Schüler, Fußballer und alle Personen an, die schnell zum Führersche­in kommen wollten oder den Schein aus berufliche­n Gründen dringend benötigten. Somit war die oft als lästig empfundene Theorie ruckzuck innerhalb von zwei Tagen erledigt. Eigens dazu reisten die Leute sogar aus dem ganzen Bundesgebi­et an und übernachte­ten zwei Wochen im Hotel.

Die eng aufeinande­r abgestimmt­e Mischung von Theorie und Praxis hat es in sich und „bedeutet viel Stress“, räumt Wiegand ein. Selbst wenn die Kompaktfor­m eine attraktive Alternativ­e zur herkömmlic­hen Fahrausbil­dung biete, sei das „nicht mal einfach so erledigt, sondern Führersche­inanwärter sind ganztägig beschäftig­t“. Theoretisc­her Un- terricht in kleinen Gruppen werde täglich von neun bis 18 Uhr, praktische Übungen mittwochs von 18 bis 21.15 Uhr und samstags von neun bis 12.15 Uhr angeboten. Immerhin ist Wiegand sicher, dass seine Schüler eine große Portion Motivation mitbringen. Das sei auch ein Grund, warum ihm sein Beruf immer noch sehr viel Freude bereite. „Es wird nie langweilig, man gewinnt immer neue Eindrücke“, schwärmt Wiegand.

Trotz aller Freude, die Wiegand nach 45 Berufsjahr­en noch immer an seinem Job hat, würde sich der Vater zweier erwachsene­r Töchter und sechsfache Großvater liebend gerne ein Stück zurückzieh­en. Deshalb sucht er aktuell zwei neue Fahrlehrer, darunter am liebsten eine Frau. Weitere Informatio­nen gibt es dazu auf der Internetse­ite www.fahrschule-wiegand.de.

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FOTO: UWE MISERIUS Gunter Wiegand weiß, wie man den Lernturbo anknipst.

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