Rheinische Post Opladen

Der Hühnerbaro­n und sein Sternehote­l

- VON SABINE MAGUIRE

Biobauer Michael Buscher hat auf den Feldern von Peter Drenker in der Nähe von Gut Meurersmor­p einen fahrbaren Fünf-Sterne-Hühnerstal­l aufgebaut. Seine gefiederte­n Damen legen dort nun seit ein paar Wochen jeden Tag mehr als 900 braune Eier.

METTMANN Sie gackern, sie flattern herum, und dann landet eine der gefiederte­n Damen auf dem Kopf des Chefs. Michael Buscher nimmt´s gelassen. Er kennt seine Mädels und weiß: Sie wollen mit ihm anbandeln und ihn keineswegs aus ihrem nagelneuen Fünf-SterneHühn­erhotel vertreiben. Dort jedenfalls scheint sich das Damenkränz­chen pudelwohl zu fühlen. Eingezogen sind die braunen Gefiederte­n erst vor ein paar Wochen. Damals noch mitten in der Pubertät, das erste Ei hatten noch nicht alle gelegt. Hört man Biobauer Michael Buscher zu, so scheint das in jedem Hühnerlebe­n ein besonderer Augenblick zu sein. Fressen, Schlafen, Eierlegen: Es ist nicht wirklich komplizier­t. Vermutlich stellt sich irgendwie die Sinnfrage, solange das mit dem Eierlegen noch nicht klappt. Ein Philosoph würde jetzt so richtig in Fahrt kommen und über den Sinn und Unsinn des Hühnerdase­ins plaudern. Steht man hingegen mittendrin, kommt einem alles so wunderbar einfach vor. Drängeln sich morgens die ersten Sonnenstra­hlen durchs Fenster, geht’s auch schon los mit der Eierlegere­i. „Um 10 Uhr morgens geht die Klappe auf“, erzählt Michael Buscher von den Abläufen. Dann wandern die ersten Damen nach draußen, während drinnen die letzten immer noch in den Legenester­n herumlunge­rn. Ja, das haben Sie schon ganz richtig gelesen: Die Gefiederte­n gehen die Sache gelassen und tiefenents­pannt an.

Da hängt auch schon mal eine Hühnerkral­le aus dem Legenest heraus und man fragt sich, ob sie es dort drinnen nicht zu locker nehmen mit der Eierlegere­i. Ach ja, wir sind ja hier beim Biobauer. Dort sind sie, die glückliche­n Hühner – und die stiefeln dann irgendwann heraus auf die Wiese voller Kamillenbl­üten. Dazwischen ein paar rote Mohnblumen: Es ist ein Idyll. Wer jetzt glaubt, dass die Bioland-Rundumvers­orgung dazu einladen könnte, nur noch faul in der Sonne herumzulie­gen, der täuscht sich: Mit 900 Eiern am Tag tut jede der Damen genau das, was sie soll.

Noch läuft das alles übrigens ohne männliche Begleitung ab. „Die Hähne sollen bald einziehen“, kündigt Michael Buscher an. Die Herren mit dem großen Kamm sollen vor allem eines tun: Aufpassen, dass sich der Habicht nicht vom Himmel herab auf die wilde Hühnerscha­r stürzt. „Sie trauen sich dann auch weiter raus auf die Wiese“, weiß der Biobauer um die Ängste seiner Vögel. So ist das nun mal im Hühnerstal­l – da wird viel Geschrei gemacht und kaum wird’s ernst, wird lautstark nach dem Beschützer gerufen.

Ach ja, die Herrschaft­en werden schon in ein paar Wochen samt Dach über dem Kopf zu einen ande- Michael Buscher ren Standort umziehen auf dem großen Feld von Peter Drenker. Der hat seine Ehe mit „Linda“nach mehr als 30 Jahren beendet – die dicksten Kartoffeln dürfen jetzt andere ernten. Seiner „Grünen Kiste“ bleibt er hingegen treu, dort gibt’s nun unter anderem die BiolandEie­r der wilden Truppe, die über seine ehemaligen Felder spaziert. Dass die Gefiederte­n eine gute Kinderstub­e hatten, weiß er mittlerwei­le auch.

Hat es den Junghennen in den ersten Lebenswoch­en niemand gezeigt, dann wissen sie einfach nicht, wie sie im Luxushotel mit mehreren Etagen auf die oberen Stangen kommen. Im Zweifel zum Eierlegen ins Nest setzen? Das ginge dann wohl doch zu weit! „Ich wollt, ich wär´ ein Huhn und hätt nicht viel zu tun. Ich legte jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei?“Gut, dass wir sie nicht sonntags besucht haben. Da mit der Eierzähler­ei wäre dann wirklich anstrengen­d geworden.

„Die Hähne sollen bald einziehen“ Bio-Landwirt

 ?? RP-FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER ?? Biobauer Michael Buscher hat eines seiner Hühner auf dem Arm. Die anderen dürfen frei herumlaufe­nund scharren.
RP-FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER Biobauer Michael Buscher hat eines seiner Hühner auf dem Arm. Die anderen dürfen frei herumlaufe­nund scharren.

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