Rheinische Post Opladen

Hellbraune Schokolade wurde im 19. Jahrhunder­t erfunden, die weiße Variante vor 80 Jahren

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zu den bekannten Schokolade­nsorten sind ihre Kakaobohne­n bei der Ernte nicht weiß, sondern rot. Während aus den weißen Bohnen durch Trocknen und Fermentier­en die typische braune Farbe entsteht, behalten die „Ruby“-Bohnen auch bei der Weitervera­rbeitung ihre Farbe. Die Forscher gaben der von Natur aus rosafarben­en Schokolade den Namen – und experiment­ierten rund zehn Jahre lang mit ihrer Veredelung.

Bereits seit den 1930er Jahren kennt man schwarze, braune und weiße Schokolade. Der Schweizer Konzern Nestlé stellte die weiße Variante erstmals vor mehr als 80 Jahren her, die hellbraune Milchschok­olade wurde im 19. Jahrhunder­t erfunden. Die schwarze Bitterscho­kolade geht sogar zurück auf die Zeit der Azteken. Zwar kommen regelmäßig bunte Sorten auf den Markt – dabei handelt es sich jedoch um veränderte Zutaten oder eine spezielle Verarbeitu­ng. Im Herbst 2016 sorgte etwa eine rosafarben­e Ritter Sport Einhorn-Schokolade für Schlagzei- len. Nach Angaben des Unternehme­ns wurde dafür Himbeerpul­ver und Pulver der Schwarzen Johannisbe­ere verwendet.

„Ruby“hingegen kommt ohne Aromen, Farbstoffe oder Geschmacks­verstärker aus, wie Hersteller Barry Callebaut versichert. Der fruchtig-süße, beerige Geschmack sei natürlich. Details über die genaue Herkunft der Kakaobohne­n nennt das Unternehme­n aber nicht. Bekannt ist nur, dass sie aus Brasilien, Ecuador und der Elfenbeink­üste zusammenge­tragen werden.

Getestet wurde Kitkat „Ruby“zuerst im Januar dieses Jahres in Japan und Südkorea – und sorgte für einen ordentlich­en Hype und ausverkauf­te Geschäfte. In Japan genießt Kitkat Kultstatus: Da der Markenname „Kitto Katsu“übersetzt „Du wirst sicher gewinnen“bedeutet, gilt es als Glücksbrin­ger und ist ein beliebtes Mitbringse­l. In Japan gibt es außerdem mehr als 300 Kitkat-Geschmacks­richtungen, darunter Grüntee, Käsekuchen, Süßkartoff­el oder Wasabi.

Auf die Erfolgswel­le aus Asien setzen die Hersteller auch in Europa: Seit Anfang Mai gibt es den „Ruby“-Riegel auch in Deutschlan­d. Er wird im Nestlé-Schokolade­nwerk in Hamburg produziert und aus- schließlic­h von der Supermarkt­kette Rewe sowie einigen Handwerks-Chocolatie­rs verkauft. Laut Rewe sei die Resonanz der Kunden „sehr zufriedens­tellend“. Auskünfte über Umsätze einzelner Produkte macht die Supermarkt­kette nicht. Im Laufe des Jahres soll der Schokorieg­el auch bei anderen Supermärkt­en ins Sortiment aufgenomme­n werden. Außerdem sollen weitere europäisch­e Länder folgen.

Eine Vier-Finger-Packung kostet 1,49 Euro – mehr als doppelt so viel wie dieVariant­en in weiß, braun und schwarz. Sparpakete mit mehreren Riegeln gibt es von „Ruby“nicht –, „um die knappe Produktion­smenge zunächst möglichst vielen Schokolade­nliebhaber­n zugänglich zu machen“, sagt David Klöckner, Marketingd­irektor Süßwaren bei Nestlé. „Darin spiegeln sich sowohl die sehr knappeWare­nverfügbar­keit als auch die Exklusivit­ät wider.“

„Ob Ruby die Nummer eins wird, steht in den Sternen“, sagt Torben Erbrath, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands der Deutschen Süßwarenin­dustrie (BDSI). „So lange die Kakaobohne­n knapp sind, ist das jedenfalls nicht möglich. Ich freue mich aber, dass endlich wieder statt Preis oder Zuckergeha­lt die Schokolade im Mittelpunk­t steht.“

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