Rheinische Post Opladen

Messeratta­cke – Lokführer greift ein

Polizei ermittelt gegen 15-Jährigen. Er soll Schüler auf dem Gleis bedroht haben. Bahn-Mann nahm ihm Stichwaffe ab.

- VON BERND BUSSANG UND ANJA WOLLSCHLÄG­ER

WIESDORF Am Bahnsteig in Leverkusen-Mitte soll ein Jugendlich­er am Mittwoch versucht haben, Schüler mit einem Messer anzugreife­n. Der Lokführer griff ein und nahm dem 15-Jährigen das Messer ab. Der Vorfall ereignete sich gegen 13 Uhr am Bahnsteig in Wiesdorf. Die Pressestel­le des Kölner Präsidiums, das für Leverkusen zuständig ist, bestätigte, dass es zu einer versuchten gefährlich­en Körperverl­etzung mit einem Messer gekommen ist. Die Kripo ermittelt.

Der Lokführer berichtet über den Vorfall im Gespräch mit unserer Redaktion. Er sei mit seinem Zug auf der Linie S 6 gerade in den Bahnhof eingefahre­n, als er einen Pulk junger Leute am Bahnsteig bemerkte. Plötzlich sei darin ein Messer aufgetauch­t. „Ich dachte mir, das ist jetzt doof, was da passiert“, sagt der Mann. „Als die Lok zum Stehen gekommen war, habe ich den Zug gesichert, bin raus auf den Bahnsteig gegangen und habe dem Jungen das Messer abgenommen.“In dem Moment sei auch schon ein Lehrer zu der Gruppe dazugestoß­en. Offenbar habe es sich bei den Beteiligte­n um eine Schulklass­e gehandelt.

Der Lokführer war es dann auch, der über seinen Fahrdienst­leiter die Polizei alarmierte. Das Messer habe er im Führerstan­d der Lok aufbewahrt und den Angreifer im Blick behalten, bis die Polizei eintraf. Laut Polizei wurde der 15-jährige Tatverdäch­tige seinen Eltern übergeben. Durch die polizeilic­hen Ermittlung­en kam es zu Verspätung­en im Bahnverkeh­r.

Messeratta­cken werden offenbar immer häufiger. In der offizielle­n Polizeista­tistik werden sie zwar nicht gesondert erfasst. Eine Recherche der Pressestel­le des Kölner Präsidiums ergab für Köln/Leverkusen für 2017 59 Vorgänge, in denen Messer eine Rolle spielen, berichtet Polizeispr­echer Lutz Flaßnöcker auf unsere Anfrage. Im Laufe dieses Jahres wurden bereits 40 solcher Fälle registrier­t.

Mit dem jüngsten Fall wird eine Anfrage des Leverkusen­er Ratsherren Friedrich Busch brandaktue­ll, die der FDP-Politiker Mitte Juni nach der tödlichen Messeratta­cke eines 17-Jährigen gegen eine 15Jährige in Viersen an das Kölner Präsidium gestellt hatte. Darin schlägt Busch, der selbst Lehrer an einer Berufsschu­le ist, neben einer gezielten Aufklärung in Schulen vor, die Berliner Prävention­smaßnahme „Messer machen Mörder“auch für Leverkusen zu übernehmen. „Dabei handelt es sich um ein von der Polizei durchgefüh­rtes themenbezo­genes Unterichts­angebot an Berliner Schulen als Ergänzung zu herkömmlic­hen Anti-Gewalt-Prävention­smaßnahmen“, schreibt Busch in seiner Anfrage an das Präsidium. Dazu sagt Polizeispr­echer Flaßnöcker: „Organisati­on und Aufgabenzu­weisung der Berliner Polizei sind nicht mit der Polizei Köln deckungsgl­eich. Die Aktivität des PP Berlin zum Thema ,Messer machen Mörder’ wurde im Juli 2017 in der Kriminalin­spektion 6 geprüft. Im Ergebnis wurde festgestel­lt, dass die Inhalte mit dem bestehende­n Angebot des Kommissari­ats Kriminalpr­ävention/Opferschut­z abgedeckt werden.“

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FOTO: RALPH MATZERATH Aus einem Gleis des Bahnhofs Leverkusen-Mitte zog ein Jugendlich­er ein Messer und zwang so den Lokführer einzugreif­en.

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