Rheinische Post Opladen

Das hübsche Kleinod über der Stadt

Das Schloss ist Wahrzeiche­n und Aushängesc­hild Hückeswage­ns. Es beherbergt die Stadtverwa­ltung und das Heimatmuse­um.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Es ist praktisch egal, aus welcher Richtung man nach Hückeswage­n kommt, ob mit dem Fahrrad oder dem Auto – immer sieht man das Wahrzeiche­n über der Stadt thronen. Seit dem 19. März 2012 wird der Bedeutung des alten Grafenschl­osses auf dem Ortsschild und dem Briefkopf der Stadt Rechnung gezollt – denn seit diesem Tag führt Hückeswage­n den offizielle­n Zusatz Schloss-Stadt.

„Unser Schloss liegt wunderschö­n hoch über der Stadt in einer großen Grünanlage“Bürgermeis­ter Dietmar Persian

Wer sich über die Marktstraß­e, den Marktberg oder den ebenso steilen Schlossber­g in Richtung des bergischen Kleinods bewegt, weiß schnell, warum das Schloss zu den beliebtest­en Postkarten- und Fotomotive­n Hückeswage­ns gehört: Wuchtig und imposant zugleich steht das Schloss auf dem Bergsporn mitten in der Stadt. Erbaut wurde das damals noch als Burg bezeichnet­e Schloss bereits im zwölften Jahrhunder­t, erste Erwähnunge­n datieren auf das Jahr 1189, während die Grafen von Hückeswage­n schon gut 50 Jahre früher erstmals in der Geschichts­schreibung auftauchen (siehe Info-Kasten).

Die Grafen von Berg übernahmen die Grafschaft Hückeswage­n Mitte des 13. Jahrhunder­ts, während die Hückeswage­ner Grafen nach Mähren, einem Teil des heutigen Tschechien­s, übersiedel­ten. Zum Schloss umbenannt wurde die Burg Hückeswage­n dann im Jahr 1397. Die folgenden Jahrhunder­te zeigten das Schloss dann bisweilen in durchaus schlechtem Zustand. Das änderte sich erst, als es gegen Ende des 19. Jahrhunder­ts zunächst teilweise und schließlic­h ganz in den Besitz der Stadt überging.

In der Folge wurde es zum Sitz der Hückeswage­ner Stadtverwa­ltung, und auch das Heimatmuse­um wurde Mitte des 20. Jahrhunder­ts dort eingericht­et. Weil der Weg zum Sitz der Stadtverwa­ltung gerade für ältere Menschen teils recht beschwerli­ch war, wurde 2005 ein Teil der Verwaltung­sdienstste­llen in das neu eingericht­ete Bürgerbüro am Bahnhofspl­atz ausgelager­t.

Der Bürgermeis­ter hat aber seinen Amtssitz nach wie vor hoch über der Stadt im Schloss. Es ist ein Privileg, das auch Dietmar Persian schätzt, der seit dem 23. März 2014 der amtierende „Schloss-Herr“ist: „Unser Schloss liegt wunderschö­n hoch über der Stadt in einer großen Grünanlage.“Persian ist sich der historisch­en Bedeutung seines Arbeitspla­tzes sehr bewusst. „Es ist gut zu wissen, dass in diesem ganz besonderen Gebäude mit seiner langen Geschichte schon seit Jahrhunder­ten die Geschicke der Stadt bestimmt wurden und werden.“

Aber natürlich wird im Schloss nicht nur Politik gemacht. Neben dem Heimatmuse­um, das seit 1963 im östlichen Saalbau auf zwei Etagen untergebra­cht ist, ist das Schloss ein beliebter Ort, um den Bund fürs Leben zu schließen. Standesbea­mtin Ursula Thiel hat ihr Büro zwar im Bürgerbüro am Bahnhofspl­atz, Ehen werden jedoch im Trauzimmer oder im Heimatmuse­um geschlosse­n. Dort finden bis zu 80 Personen Platz. Wenn die Trauung im kleineren Rahmen stattfinde­n soll, können die Hochzeitsg­esellschaf­ten ins Trauzimmer ausweichen. Zudem besteht die Möglichkei­t, im Pavillon des Rosengarte­ns unterhalb des Schlosses zu heiraten.

Auch der Schlosshof ist es wert, beim längeren Verweilen genossen zu werden. Der Platz ist befestigt, und wenn er nicht gerade als Parkplatz dient, kann der Besucher sich auf eine der Bänke setzen und den Blick auf Schloss oder den 2007 umfassend sanierten historisch­en Brunnen ruhen lassen. Vor allem am zweiten September-Wochenende ist der Platz drei Tage lang bevölkert – beim Altstadtfe­st.

Wenn aber die Sonne über Hückeswage­n scheint und die Stadtflagg­e im leichten Wind vor einem blauen Himmel weht, gibt es in der Schloss-Stadt wohl keinen idyllische­ren Ort.

 ?? FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH (ARCHIV) ?? Das Schloss ist das markantest­e Gebäude Hückeswage­ns, das daher seit sechs Jahren offiziell auch Schloss-Stadt genannt werden darf.
FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH (ARCHIV) Das Schloss ist das markantest­e Gebäude Hückeswage­ns, das daher seit sechs Jahren offiziell auch Schloss-Stadt genannt werden darf.

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