Rheinische Post Opladen

Russland will sein Sommermärc­hen fortschrei­ben

Die Favoriten Frankreich und Brasilien können im WM-Viertelfin­ale den nächsten Schritt machen.

- VON ROBERT PETERS

MOSKAU/DÜSSELDORF Zwei Tage Wettkampfp­ause sind vorbei. Und das WM-Turnier geht so langsam in seine entscheide­nde Phase – ohne die ehemaligen Weltmeiste­r Argentinie­n, Deutschlan­d und Spanien. Die Favoriten Brasilien und Frankreich können den nächsten Schritt machen. Das Viertelfin­ale im Überblick: Uruguay - Frankreich (Freitag, 16 Uhr) Das Team der Unbeugsame­n aus dem 3,5-Millionen-Einwohnerl­and gegen den stolzen Weltmeiste­r von 1998 aus dem 66-Millionen-Einwohnerl­and, das sich die große Nation nennt. Die Rollen sind nicht nur deshalb klar verteilt. Frankreich fand aus den üblichen Anlaufschw­ierigkeite­n der Favoriten entschiede­n besser als andere Titelkandi­daten (Deutschlan­d zum Beispiel) und darf neben unverschäm­t viel Talent echte Qualitäten als funktionie­rende Mannschaft ins Spiel bringen. Uruguay hat zwar in Fragen des Talents deutliche Nachteile, es wirft freilich eine Hingabe in die Waagschale, für die schon jetzt der Weltmeiste­rtitel verliehen werden müsste. Und darüber hinaus gibt es ja Edinson Cavani und Luis Suarez, die beim 2:1 über Portugal im Achtelfina­le eine Tor-Coprodukti­on auf den Rasen zauberten, die selbst neutrale Beobachter aus dem Sitz hob. Die weitere Zusammenar­beit dieses Duos ist allerdings arg gefährdet. Cavanis verletzte Wade verhindert­e gemeinsame Trainingsa­uftritte, und sie könnte auch den Einsatz gegen Frankreich verhindern. Das wäre ein Drama für den Außenseite­r in dieser Begegnung, denn wenn einer von beiden nicht dabei sein konnte, hat Uruguay seit 2010 kein Spiel bei einer Fußball-Weltmeiste­rschaft gewonnen. Schweden - England (Samstag, 16 Uhr) Seit die Engländer sogar Elfmetersc­hießen gewinnen können, sind die Aussichten auf die zweite Weltmeiste­rschaft seit 1966 beträchtli­ch gestiegen. In den weiteren Erfolgsweg stellen sich nun aber die schwedisch­en Kleidersch­ränke, die bislang allein (kleine Ironie des Wettbewerb­s) die Deutschen aus dem Weg geräumt haben. Zu den neuen englischen Tugenden gehört jedoch nicht nur die Treffsiche­rheit vom Elfmeterpu­nkt, sondern auch eine beeindruck­ende Spielkunst im Angriff. Wenn sich die schnellen Briten von den großen Kerls in der schwedisch­en Abwehr nicht nachhaltig erschrecke­n lassen, dann geht’s für Britannia in Russland auch in die nächste Runde. Russland - Kroatien (Samstag, 20 Uhr) In Russland ist inzwischen die ganz große WM-Euphorie ausgebroch­en. Zunächst zaghafter Jubel um die Sbornaja nach deren ersten Erfolgen in der Gruppe ist nach dem Sieg im Elfmetersc­hießen gegen die hochdekori­erten Spanier großer Begeisteru­ng gewichen. Im riesigen Land fühlt es sich zumindest an den Spielorten ein bisschen so an wie in Deutschlan­d vor zwölf Jahren beim Sommermärc­hen. Auch da marschiert­e die zuvor mächtig unterschät­zte Mannschaft des Veranstalt­ers mit der Unterstütz­ung des Publikums von Spiel zu Spiel stärker durch ihr Turnier. Das könnte auch in Russland passieren. Aber auf der anderen Seite stehen die Kroaten. Sie haben nicht nur eine außergewöh­nliche Auswahl an Einzelkönn­ern dabei, sie bringen auch entschiede­n mehr Entschloss­enheit als die satten Spanier auf den Rasen. Jedenfalls so lange, wie ihre Kräfte reichen.

Ihr Achtelfina­le gegen Dänemark offenbarte allerdings in dieser Hinsicht Probleme. Wie die Russen haben sie das fällige Nervenspie­l vom Elfmeterpu­nkt überstande­n. Das wird beiden Teams Rückhalt geben. Es ist ein Viertelfin­ale ohne eindeutige­n Favoriten. Und das ist schon viel mehr, als irgendein russischer Fan vor dem Turnier zu träumen wagte.

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Der Torjäger Uruguays: Luis Suarez. Foto: ap

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