Rheinische Post Opladen

Digitale Wächter gegen Einbrecher

Smarthome wird immer beliebter. Sensoren, Kameras und Zeitschalt­automatik wehren Eindringli­nge ab.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Als die beiden Männer, 19 und 51 Jahre alt, an der Terrassent­ür des Eigenheims in Steinbüche­l die Brechstang­e ansetzen, wussten sie nicht, dass eine Videokamer­a auf sie gerichtet war. Die schaltete sich sofort ein, als an der Tür angebracht­e Sensoren still Alarm schlugen. Zeitgleich erreichte die Meldung, dass zuhause Einbrecher am Werk sein könnten, das Handy des Hausbesitz­ers, der mit seiner Frau Urlaub an einem türkischen Strand machte. Auf dem Handy-Bildschirm erschienen die beiden Männer, die sich brachial an der Terrassent­ür zu schaffen machten. Der Hausbesitz­er alarmierte umgehend die Polizei, die wenige Minuten später die beiden Einbrecher am Tatort dingfest machte. Wie sich später zeigen sollte, war den Ermittlern ein „dicker Fisch“ins Netz gegangen. Dem 51-jährigen Haupttäter wurden 32 Einbrüche nachgewies­en.

Home, Smarthome – die elektronis­che Bewachung von Haus oder Wohnung verbreitet sich zunehmend. „Wir erhalten immer häufiger Meldung aus smarthome-gesicherte­n Häusern, und die Nachfragen häufen sich“, sagt Kriminalha­uptkommiss­ar Dirk Beerhenke. Gemeinsam mit Thilo Hamm, Geschäftsf­ührer des Sicherheit­sdienstlei­sters „Stromondo“, stellte der Kriminalha­uptkommiss­ar am Donnerstag eine neue Smarthome-Stele in der Kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­telle des Kölner Präsidiums vor. In Kooperatio­n auch mit dem Unternehme­n „Abus“nutzt die Polizei die neue Stele, um interessie­rten Bürgern die Funktionsw­eise des Smarthomes zu veranschau­lichen. Die Möglichkei­ten sind vielfältig. Sie reichen von der Grundausst­attung mit Basisstati­on, Fenster- und Türsensore­n sowie einer Kamera, die am besten auf die Terrassent­ür gerichtet ist (Kostenaufw­and rund 500 Euro) bis hin zum weithin überwachte­n und vernetzten Eigenheim, das nahezu allen Komfort bietet. Rollläden, Lüftung, Licht, Kameras, Musik, Sprachbots­chaften werden geschaltet. Rauchmelde­r lösen Feueralarm aus. Eine vertraute Stimme des Vaters oder der Mutter vom Band weist Kindern den Fluchtweg. Hilflose Senioren können sich über eine „Paniktaste“schnelle Hilfe bestellen. „Die Anwendung hat fast keine Grenzen“, sagt Beerhenke. Die bestimmt jedoch der Geldbeutel. Der Kommissar rät allerdings, bei der Anschaffun­g auf Qualität und möglichst zertifizie­rte Produkte zu achten.

Die Aufzeichnu­ngen der Sensoren liefern zudem ein Einbruchsp­rotokoll, das bei den Ermittlung­en helfen kann. Das gilt insbesonde­re auch für Videobilde­r. Keineswegs aber sollen dem Einbrecher elektronis­che Fallen etwa durch automatisc­h schließend­e Türen gestellt werden, sondern Fluchtwege frei lassen. Anderenfal­ls könnten Reaktionen des „Gefangenen“gefährlich und unberechen­bar ausfallen.

Die häuslichen Voraussetz­ungen für eine Installati­on sind überschaub­ar. Ein Wlan wäre hilfreich, aber für einfache Lösungen nicht unbedingt erforderli­ch. Die digitalen Pakete werden über das Stromnetz gesendet, zusätzlich­er Kabelsalat fällt also nicht an.

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FOTO: ABUS Elektronis­ch geschaltet­es Licht, Alarmanlag­en und Warnansage­n können Einbrecher in die Flucht schlagen. Videoaufna­hmen helfen auch bei späteren Ermittlung­en.

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