Rheinische Post Opladen

Totes Mädchen: Pflegemutt­er soll vor Gericht kommen

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Kind aus Leverkusen starb im Juni 2017.

SOLINGEN/LEVERKUSEN Der Fall hatte vor gut einem Jahr für blankes Entsetzen gesorgt. Ein damals erst zweijährig­es Mädchen aus Leverkusen war im Juni 2017 in einer Solinger Pf legefamili­e zu Tode gekommen – wobei sich relativ schnell Verdachtsm­omente ergeben hatten, wonach das Kleinkind an Misshandlu­ngen gestorben sein könnte.

Inzwischen haben sich diese Vermutunge­n allem Anschein nach erhärtet. Die zuständige Staatsanwa­ltschaft Wuppertal hat nun nämlich eine Anklagesch­rift gegen die Pflegemutt­er des Mädchens fertiggest­ellt, so dass vor dem Wuppertale­r Landgerich­t demnächst ein Prozess wegen Körperverl­etzung mit Todesfolge sowie wegen der Misshandlu­ng eines Schutzbefo­hlenen möglich ist.

Wie der zuständige Oberstaats­anwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, wurde die entspreche­nde Akte zuletzt an den zuständige­n Richter weitergele­itet. „Es gibt eine Reihe von Indizien, die den Verdacht gegen die Pflegemutt­er aus unserer Sicht plausibel erscheinen lassen“, sagte Kaune-Gebhardt, der bei der Anklagebeh­örde in der Schwebebah­n-Stadt für die Verfolgung von Kapitalver­brechen zuständig ist. Nach den Worten der Staatsanwa­ltschaft ist es denkbar, dass dem zweijährig­en Mädchen vor seinem Tod Verletzung­en etwa durch Schläge zugefügt worden sind. Die Pflegefami­lie hatte hingegen stets erklärt, das Kind sei aus einem Hochstuhl gefallen und habe sich dabei seine schweren Verletzung­en zugezogen.

Das Kleinkind war 2016 in Leverkusen aus seiner eigenen Familie herausgeno­mmen und auf Veranlassu­ng des Jugendamte­s Leverkusen der besagten Solinger Pflegefami­lie anvertraut worden. Zuvor hatte der Sozialdien­st Katholisch­er Frauen die Vormundsch­aft über das Mädchen bekommen. Und der Intensivpä­dagogische Dienst Bergisches Land vermittelt­e schließlic­h den Kontakt zu der Pflegefami­lie, die nach der Übergabe des Kindes in regelmäßig­en Abständen kontaktier­t wurde.

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