Depotabsicherung mit Hebel
Optionsscheine und Knock-out Produkte gelten als riskante Finanzinstrumente. Richtig eingesetzt lassen sich mit ihnen aber auch Aktienverluste eindämmen oder sogar vollständig kompensieren. Aus diesem Grund können derivative Hebelprodukte auch für konserv
Für den hiesigen Aktienmarkt sieht es derzeit alles andere als gut aus. Unsicherheiten belasten die Börsen. Die Regierungskoalition taumelt von einer Krise in die nächste, Europa driftet immer stärker auseinander und mit den USA bestehen massive Handelsstreitigkeiten, die weiter eskalieren können. Insofern erscheint es ratsam, das Aktiendepot zumindest teilweise gegen (weitere) Kursverluste abzusichern. Hierbei ist es grundsätzlich sinnvoll, nicht jede Position einzeln, sondern das Depot als Ganzes zu betrachten.
So kann die Absicherung bei einem Portfolio aus deutschen Standardwerten unter anderem über den Erwerb klassischer Verkaufsoptionsscheine (Puts) oder von Turbo-ShortProdukten ohne Laufzeitbegrenzung auf den Deutschen Aktienindex erfolgen.
Bei vielen europäischen Depot-Titeln kommt auch der EuroStoxx 50 als Basiswert in Frage. Dabei zeichnen sich „Short-Turbos“im Vergleich zu Put-Optionsscheinen insbesondere dadurch aus, dass bei ihnen praktisch kein Zeitwertverlust entsteht. Zudem haben zuoder abnehmende Schwankungen des Basiswertes (Volatilitätsveränderungen) nur einen sehr geringen Einfluss auf die Preisbildung der Produkte. „Die Kursentwicklung von Turbos ist damit transparent und leicht nachvollziehbar, sagt Marcus Landau, Derivate-Experte bei der DZ Bank. Entsprechend einfach lässt sich auch die zur Teil- oder Vollabsicherung eines Aktiendepots benötigte Stückzahl berechnen. Um beispielsweise ein Portfolio mit deutschen Blue Chips im Wert von 50.000 Euro vollständig abzusichern, muss der Betrag lediglich durch den aktuellen Dax-Stand geteilt und anschließend mit der zur Absicherung „eines Dax“benötigten Anzahl an Scheinen multipliziert werden. Bei einem Indexwert von 12.500 Punkten sind zur vollständigen Absicherung beim üblichen Bezugsverhältnis von 0,01 (um einmal den Index abzusichern, werden 100 Scheine benötigt) somit 400 Short-Turbos erforderlich (50.000 / 12.500 • 100 = 400). Soll das Depot nur zur Hälfte abgesichert werden, reichen 200 Scheine aus.
Berücksichtigt werden muss beim Rückgriff auf Turbo-Produkte allerdings die Knockout-Gefahr. So führt bereits das einmalige Berühren oder Überschreiten der Knock-outSchwelle zum Verlust der Absicherung, und das Depot steht wieder ohne Schutz da. Anleger, die den Markt nicht kontinuierlich verfolgen und bei einem Knock-out nicht sofort eine neue Absicherung aufbauen können, sollten deshalb besser einen etwas größeren Abstand zwischen Barriere und aktuellem Indexstand wählen.
„Zu beachten ist zudem, dass Anleger mit Short-Turbos für den abgesicherten Depotanteil immer eine vollkommen neutrale Position zum Markt einnehmen“, erläutert Landau. Von Gewinnchancen sind sie damit gänzlich abgeschnitten. Die Absicherung mit Short-Turbos würde sich deshalb insbesondere dann anbieten, wenn kurzfristige Aktienmarktsteigerungen praktisch ausgeschlossen werden können oder der vollständige Verzicht auf Gewinne im Absicherungszeitraum bewusst in Kauf genommen werden soll. „Bildlich gesprochen, wird das Depot mit diesen Produkten somit ganz oder teilweise auf ‚Stand by‘ gesetzt“, erklärt Landau. Positive und negative Wertentwicklungen der Aktienpositionen werden im Idealfall voll umfänglich neutralisiert.
Klassische Puts gleichen in Kombination mit Aktien dagegen eher einer Versicherung, die bei fallenden Kursen des Basiswertes greift. Gleichzeitig – und hierin besteht ein wesentlicher Vorteil einer Absicherung mit Verkaufsoptionsscheinen – bleibt die Partizipationsmöglichkeit an steigenden Märkten über den Basispreis hinaus erhalten.
Andererseits ist ihr Einsatz aufgrund des Zeitwertverlustes, den die Papiere gerade kurz vor Fälligkeit aufweisen und der sinnbildlich auch als „Versicherungsprämie“verstanden werden kann, in der Regel mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Diese fallen immer dann besonders hoch aus, wenn für den Basiswert starke Kursschwankungen erwartet werden. Zur Reduzierung dieser Kosten empfiehlt es sich, einen Basispreis leicht unterhalb des aktuellen Indexniveaus zu wählen.
Ob Short-Turbos oder PutOptionsscheine zur Depotabsicherung letztendlich besser geeignet sind, lässt sich nicht pauschal sagen. „Im Wesentlichen wird die Wahl des jeweiligen Instruments vom Zeithorizont sowie insbesondere der Präferenz hinsichtlich des einen oder anderen Absicherungstyps (Versicherungscharakter versus Komplettabsicherung) abhängig sein“, sagt Landau. Zudem müssten die aktuellen Marktparameter (zum Beispiel Höhe der Volatilität) und natürlich die persönlichen Erwartungen des Anlegers bezüglich der zukünftigen Marktentwicklung berücksichtigt werden.
„Die Kursentwicklung von Turbos ist transparent und leicht nachvollziehbar“ „Das Depot wird mit diesen Produkten ganz oder teilweise auf ‚Stand by‘ gesetzt“