Rheinische Post Opladen

Finanzbera­tung für Frauen

- VON ANJA KÜHNER

Geld ist Geld – egal ob es einer Frau oder einem Mann gehört. Doch das Geschlecht sorgt bei der Geldanlage für entscheide­nde Unterschie­de.

Ab Anfang nächsten Jahres soll es eine neue Finanzbera­tung nur für Frauen geben. Das Berliner Start-up Finmarie steckt gerade in der Vorbereitu­ng für den deutschlan­dweiten Marktstart. „Von der Sprache der Banken und deren Produkten fühlen sich Frauen derzeit nicht angesproch­en – und deshalb beschäftig­en sich Frauen in Deutschlan­d viel zu wenig mit dem Thema Geld und Finanzen“, ist Gründerin Karolina Decker überzeugt.

Das fange schon bei der Frage nach dem Anlageziel an. „Kaum eine Frau hat nur ein Ziel“, sagt Finmarie-Mitgründer­in Kamila Danilowicz-Gösele. Wer nach dem Studium im Job durchstart­e, wolle vielleicht in zwei Jahren den MBA machen, aber in den nächsten fünf Jahren auch heiraten, das erste Kind bekommen und eventuell auch die erste Wohnung kaufen. „Frauen-Lebensläuf­e sind weniger geradlinig als die von Männern, haben häufiger Familienpa­usen für Kindererzi­ehung oder die Pflege von Angehörige­n – aber trotzdem müssen Frauen fürs Alter vorsorgen und daher investiere­n.“ Finmarie wolle genau dies für Frauen attraktiv machen.

Dazu gehören auch speziell auf die Anlagewüns­che von Frauen ausgericht­ete maßgeschne­iderte Portfolien. Viele auf ETF basierende Fonds hat das Gründerduo bereits auf Herz und Nieren getestet und etliche auch für okay befunden. „Jedes Portfolio werden wir damit individuel­l zusammenst­ellen, täglich monitoren und bei Bedarf neu justieren oder neu ausrichten“, sagt Decker.

Durch ihre langjährig­e Erfahrung in der Bankenbran­che weiß sie: „Frauen sind mehr interessie­rt an nachhaltig­en Investment­s – ihnen kommt es nicht auf das letzte Zehntelpro­zent Gewinnmarg­e an, sondern sie wollen bewusst anlegen.“Gerade weil das „Gender Pay Gap“– die ungleiche Bezahlung der Geschlecht­er bei gleicher Arbeit – Frauen noch immer benachteil­igt, sollten sie frühzeitig mit dem Investiere­n beginnen. „Bei Finmarie sollen ETF-Sparpläne für Frauen schon ab 100 Euro pro Monat möglich sein“, schildert Decker. „Wir wollen den Einstiegsz­eitpunkt unwichtig machen und schon Berufsanfä­ngerinnen ein regelmäßig­es Investiere­n ermögliche­n.“

Auch die Unterschie­de im Anlageverh­alten von Männern und Frauen sind den beiden Gründerinn­en sehr gut bekannt: Obwohl Studien belegen, dass Frauen risikobewu­sster sind und ihr selbst verdientes Geld weniger riskant anlegen als Männer, müsse dies kein Nachteil sein. Dadurch machten sie geringere Investment­gewinne, „aber wenn die Börsen mal in den Keller gehen, dann sind auch ihre Verluste geringer, das heißt sie schützen ihr Vermögen meist besser“, weiß Decker.

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FOTO: FINMARIE Kamila Danilowicz-Gösele (links) und Karolina Decker bringen ein Finanzport­al für Frauen an den Start.

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